"Wie wichtig,
wie unerläßlich eine zwekmäßige Belederung der Hammerköpfe
bei Klavier-Instrumenten sey, bedarf wohl kaum einer
Erwähnung. Der Ton eines selbst minder gut gebauten
Instrumentes kann durch sorgfältige Belederung sehr gehoben
werden, während ohne solche auch das bestconstruirte
Pianoforte immer ein Cymbal bleibt.
Es wird daher erklärlich, daß das Beledern stets eine der
Hauptarbeiten am Klaviere ist, und, mindestens das
Ausgleichen derselben, eigenhändig von dem
Instrumentenmacher vorgenommen zu werden pflegt.
Es bildet
die Manipulation des Belederns das eigentliche Geheimniß des
geschikten Pianoforte-Verfertigers; und während der
ailfmerksame, beobachtende Arbeiter sich in Kürze mit
Zollstab und Cirkel in Besiz jeder Construction eines
nachzuahmenden Pianoforte gesezt haben kann, wird er oft
Jahre lang vergebens suchen, sich die Vortheile des
Ausgleichens anzueignen.
Wenn nun aus den eben angeführten Gründen in Werkstätten,
welche nicht Waare, sondern Kunstproducte liefern wollen,
die musikalische Ausarbeitung immer dem Principal obliegen
wird, so folgt hieraus, daß, da dieser hiezu nur jene wenige Zeit verwenden kann, welche er von der Ueberwachung und
Besorgung seines so höchst complicirten Geschäftes zu
erübrigen vermag, er seine Fabrikation nie willkürlich
vergrößern könne, sondern auf die Zahl der Pianoforte
beschränken müsse, welche er möglicherweise jährlich
auszuarbeiten im Stande ist.
Es läßt sich hieraus entnehmen, wie wichtig es dein
Instrumentenmacher seyn muß, die zur Belederung nöthigen
Stoffe nicht nur jederzeit in beliebiger Quantität, sondern
auch von solcher Qualität erhalten zu können, daß es ihm
möglich werde, die ihm allein obliegende Arbeit des
Ausgleichens in kürzester Zeit zu vollenden.
Hievon
hauptsächlich wird, wenn es ihm sonst nicht an Absaz fehlt,
der Flor seines Geschäftes abhängen.
Er kann solches dann in
größerer Ausdehnung betreiben und seine Fabricate selbst
billiger liefern.
Der Stoff, dessen man sich bisher vorzugsweise bediente,
bestand, wie schon der Ausdruk „Belederung" andeutet, aus
Leder.
Im Inlande, ja selbst häufig im Auslande, wurde hiezu
lohgares Schasleder aus der Fabrik des Hrn. Kaindl in Linz
verwendet.
Zur lezten Ueberlederung der Hämmer bediente man
sich wohl auch des Hirschleders; allein dasselbe wurde zu
bald hart und der Ton dadurch grell.
Dieserwegen gab man im
Allgemeinen dem Linzer Leder den Vorzug.
Indessen nahm die Qualität dieses Leders in neuerer Zeit
bedeutend abwelche Abnahme der Fabrikant — ob mit Recht
oder Unrecht, mögen Sachkundige entscheiden — der Veredlung
der Schafzucht zuschrieb, behauptend, daß die Haut des
Thieres in dem Maaße sich verschlechtere, als dessen Wolle
verfeinert werden.
Die hierüber vielseitig erhobenen Klagen
veranlaßten den geschikten Wiener Lederfabrikanten, Hrn. I.
M. Trümper, zu Versuchen, auch Hirschleder so zuzubereiten,
daß es stets weich und elastisch bleibe, ohne sich, wie
früher, festzuschlagen.
Seine Bemühungen wurden von dem besten Erfolge gekrönt und
er erwarb sich unter den Klavier-Instrumentenmachern dadurch
wirklich einen europäischen Ruf.
Die deutschen, Londoner und
Petersburger Fabrikanten, welchen ich solches Leder empfahl,
waren damit so zufrieden, daß ich ihnen davon bedeutende
Sendungen machen mußte, und jezt wohl schwerlich mehr ein
Pianoforte - Fabrikant eristiren dürfte, welchem das
Trümper'sche Wiener Hammerkopsleder unbekannt wäre.
Wenn nun gleich das Trümper'sche Hammerkopfleder jedes
andere an Qualität übertrifft, so theilt es doch die
Uebelstände alles Leders, nämlich: daß ein und dasselbe Fell
ungleiche Dike hat, oft kaum die Hälfte davon bebufs der
Belederung brauchbar ist, und man cs nicht jederzeit nach
Wunsch haben kann.
Lezterer Umstand ist um so mehr zu
bedauern, als man dadurch genöthigt wird, sich seinen Bedarf
für lange voraus zu sichern.
Wie drükend dieß für minder
bemittelte Instrumentenmacher sepn muß, kann man leicht
ermessen, wenn man weiß, daß Felle schönster Qualität sich
bis 14 fl. C. M. stellen, und es daher gerade keine
besondere Sache sey, fünf und mehr hundert Gulden auf einmal
für Leder auszulegen, welches bloß zum Ueberziehen kleiner
Hämmerchen dient und manchmal nur zur Hälfte hiezu geeignet
ist.
Es wurde daher, ungeachtet der gerechtesten Anerkennung des
Trümp er'schen Leders, das Bedürfnis immer fühlbarer, einen
Stoff zu finden, welcher stets in beliebiger Menge und Güte
zu haben wäre, von dem man Alles verwenden könnte, der nicht
zu hoch im Preise käme, und welcher bei starker Belederung,
wie Franzosen und Engländer sie lieben, im Anschlagen der
Hämmer nicht patschte.
Man stellte deßhalb viele Versuche an, und schon vor eilf
Jahren habe ich in Holland Pianoforte mit Tuch beledert oder
vielmehr betucht gefunden.
Die Engländer verfertigten auch
eine eigene Gattung Molton zu diesem Behufe, welcher für den
gedekten Ton, wie man ihn in England liebt, sehr passend
war.
Hr. Pape, einer der ersten Pianoforte-Fabrikanten in
Paris, machte vielfältige Versuche mit Hutfilz und
verwendete auf dessen Verbesserung zum Gebrauche der
Hammerbelederung viel Geld.
Er legte so großen Werth auf
diesen eigens zubereiteten Filz, daß er sich nicht nur in
Frankreich, sondern auch in England Patente darauf geben
ließ.
Vor einigen
Jahren habe ich bei einem Wiener Hutfabrikanten ähnlichen
Filz nach Pape'schem Muster verfertigen lassen, allein er
rieb sich zu bald auf.
Der Pape'sche Filz ist compacter und
besteht aus zwei Lagen, deren untere ziemlich fest ist.
Hr.
Flebus, bürgerlicher Hutmacher in Wien, erklärt, daß die
untere Lage des Pape schon Filzes keine besondere Masse sep,
sondern durch Steifen mittelst Leim gebildet werde; eine
Behauptung, deren Nichtigkeit der Pariser Klaviermacher, den
ich kürzlich darüber zu sprechen Gelegenheit hatte, gänzlich
in Abrede stellt.
Dem sey nun wie ihm wolle; — ich habe vor drei Monaten
versuchsweise ein Pianoforte halb mit solchem Original- und
halb mit hiesigem Filze beledert, und dieses Instrument, da
mir sehr viel an schneller Ueberzeugung lag, einem mit dem
musikalischen Zeitgeiste fortschreitenden Pianisten zur
Disposition gestellt.
Dieser fleißige junge Mann ist der
Sache aber früher auf den Grund gekommen, als mir lieb war;
denn bereits kommt bei hiesigem Filze das unter demselben
befindliche Leder schon zum Vorschein, während der
compactere französische Filz vor seinem ebenfalls
vorauszusehenden baldigen Ende noch immer einige moderne
Phantasien und Etüden auszuhalten verspricht.
Ohne Zweifel haben die englischen Pianoforte-Fabrikanten
sich auch bald von der kurzen Dauer gedachten Filzstoffes
überzeugt, denn meines Wissens kam er in England nicht in
weitere Anwendung.
Befriedigendere Resultate lieferten in England die Versuche
des Filzens mit Schafwolle, und es erscheint mir der
mittelst dieses Verfahrens erzeugte Stoff von solcher
Wichtigkeit für die Pianoforte-Fabrication, daß ich hierauf
die besondere Aufmerksamkeit des (-niederösterreichischen
Gewerb- Vereines lenken zu müssen glaube.
Zugleich habe ich
das Vergnügen, hievon Muster zweierlei Art, nämlich Dämpfer-
und Hammertuch, vorlegen zu können.
Das
Dämpfertuch dient sowohl zum Ueberziehen der Dampferkeile im
Baß, als auch für die Dämpfer im Discant.
Doch ist dessen
Verfertigung von minderem Belange als die des Hammertuches,
indem ich schon vor vielen Jahren durch den bürgerl.
Strumpfwirker, Hrn. Bauer in Wien, ein unter der Benennung „Well-
und Keilvelz" bekanntes Gewebe aus Baumwolle verfertigen
ließ, welches allen Anforderungen entspricht und das früher
für Dämpfer in Anwendung gebrachte Leder vollkommen ersezt.
Von
größerem Interesse wird dagegen für jeden
Klavier-Instrumentenmacher das Hammertuch sevn, welches,
wenn sich dessen Dauer bewährt, nichts zu wünschen übrig
läßt, als daß es recht bald in gleicher Güte im Jnlcmde
verfertiget werden möge.
In London bekommt man solches Tuch
zu 16 Schilling psr Pfund, inStüken von ciros 2 Fuß Länge
und 1 Fuß Breite.
Diese Tafeln können in beliebiger,
gleicher oder verjüngter Dike erzeugt werden.
Ebenso läßt
sich die Qualität des Stoffes nach den verschiedenen
Wünschen der Abnehmer abändern.
Der Zug des Tuches geht nach
jeder Richtung hin gleich, welches im Zuschneiden äußerst
vorteilhaft ist.
Die Masse des Stoffes ist durch und durch
gleich, so zwar, daß man dikere Stükchen abschürfen kann,
ohne daß die Haltbarkeit derselben dadurch leidet.
Eine probweise Sendung von diesem Hammertuche habe ich durch
einen Klavier-Instrumentenmacher und Freund erhalten.
Er
verbürgt mir die Dauer des Tuches auf ein und ein halbes
Jahr, als durch welche Zeit er Gelegenheit hatte, ein damit
beledertes Piano- forte zu beobachten, ohne auch nur im
Mindesten zu bemerken, daß der Stoff durch den Gebrauch
gelitten hätte.
Ich habe nun schon mehrere Instrumente mit solchem
Hammertuche beledert, und werde eines derselben zu meiner
völligen lieberzengung dem schon erwähnten Künstler zur
Benüzung übergeben, wünschend, daß die harten Schläge,
welche er dem Stoffe gewiß in reichlichem Maaße zu Theil
werden lassen wird, nur dazu dienen sollten, dessen — des
Stoffes — Unzerstörbarkeit auf das Unumstößlichste zu
beweisen Bereits hat der bürgerl.
Hutmacher, Hr. Frenzel in
Wien (wohnhaft Laimgrube Nr. 18), Versuche gemacht, nach dem
Original Hammertuche ähnlichen Stoff zu verfertigen, und
sich ein ausschließendes Privilegium auf seine Entdekung
geben lassen.
Ich habe hier ebenfalls eine Probe des
hiesigen Hammerleders beigefügt, und halte dafür, daß es
rüksichtlich des Tones iezt schon zur Ueberziehung der
Hämmer geeignet sey, und es dem Verfertiger in Kurzem
gelingen werde, seinem Erzeugnisse mehr Körper und
Dichtigkeit zu geben, in welcher Beziehung es dem englischen
Hammerleder noch nachsteht.
Ich komme nun zu einem anderen Materiale, dessen Güte in
mancher Beziehung von noch größerer Wichtigkeit für den
Pianoforte-Verfertiger ist — ich meine die Saiten.
Ie mehr sich die Pianoforte seit ihrem Entstehen verbessert
haben, in dem Maaße hat auch das Klavierspiel eine andere
Richtung genommen.
Die Bravour der modernen Pianisten hat —
wir Jnftrumentenmacher wünschen es gewiß aufrichtig — den
Culminations-Punkt erreicht, und dem Pianoforte werden
Leistungen auferlegt, welche vor zwanzig Jahren noch ein
derlei Instrument in wenig Augenbliken hätten zur
Verstummung bringen müssen.
Es ist, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, heutzutage
die Haltbarkeit der Saiten wirklich mehr, als deren Klang zu
berüksichtigen; denn wie oft wird nicht ein Instrument nur
allein hienach beurtheilt, und wie gefährlich kann dem Rufe
des Instrumentenmachers unverschuldeter Weise das Nachlassen
oder gar das Springen einer Saite werden! — Es ist so leicht
zu hören, daß ein Instrument verstimmt sey.
Jedermann hört
es. Wenige aber wissen, ob dieß auf Rechnung des
Instrumentenmachers oder Spielers zu sezen sey; und wer
sollte am Ende auch wagen, nur die Vermuthung auszusprechen,
daß der Virtuose, welcher durch die höchste Vollendung
seines genialen Spieles mit Recht die Bewunderung der ganzen
musikalischen Welt in Anspruch nimmt, der, um solche
Ausbildung zu erlangen, seine halbe Lebenszeit am Pianoforte
zubrachte, daß der nicht wissen sollte, wie man ein
Instrument behandeln müsse, daß sich die Saiten nicht
verstimmen und reißen, noch die Hämmer aus den Kapseln
springen!
Von jeher hat man sich im Allgemeinen in Wien ausländischen
Drahtes bedienen müssen.
In früheren Jahren wurde sowohl
Messing- als Stahldraht von Nürnberg bezogen, und jezt noch
bediene ich mich vorzugsweise der Nürnberger Messingsaiten.
Ich fand den Hiesigen Messingdraht bald gut, bald schlecht,
und häufig liefen mir Klagen über das Ausreißen der
Schlingen ein; ein Uebelftand, der mix bei Nürnberger
Messing nie vorkam.
Nicht eben so haben sich die Nürnberger Stahlsaiten im Rufe
erhalten; denn vor circa zwanzig Jahren fingen die Berliner
Saitenfabrikanten an, Stahlsaiten zu erzeugen, welche die
derlei Nürnberger bei weitem übertrafen.
Selbst die
Engländer bedienten sich der Berliner Saiten durch lange
Jahre. Man glaubte anfänglich, diese Saiten seyen aus
schwedischem Eisen fabricirt; allein die Berliner bezogen
den Rvhdraht aus den Harzgegenden, wo sich viele Drahtzüge
befinden.
Die Nürnberger waren nun gezwungen, sich um die Verbesserung
ihres Stahldrahtcs zu bekümmern. Sie verschafften sich
denselben Rohstoff, dessen sich die Berliner bedienten, und
lieferten unter der Bezeichnung „prima-sorte" eben so
haltbare Saiten, wie die Berliner.
Da die Wiener Saitenfabrikanten hiedurch immer im Nachtheil
waren, so entschloß sich der verdiente Saitenfabrikant Dieß
in Wien, die Drahtwerke am Harze selbst zu besuchen, und
unternahm mehrere Reisen dahin, um sich mit den dortigen
Werken in Verbindung zu sezen.
Er erlangte von der
österreichischen Regierung die Erlaubniß, solchen Draht
gegen ermäßigten Zoll von 4 fl. per Centner für
Saitenfabrikanten einführen zu dürfen, verarbeitete ihn
vollends in Wien, und versah damit nicht nur die
inländischen, sondern auch ausländische Inftrumentenmacher.
Im Jahre 1834 erfuhr ich bei einem Instrumentenhändler in
Rotterdam, daß man sich in England nicht mehr der Berliner
Saiten bediene, sondern daß die Engländer Gußstahlsaiten
erzeugten, welche an Güte jedes derlei Fabricat überträfen.
Ich ließ mir Proben davon kommen und besaitete für die
Ausstellung 1835 ein Pianoforte damit, welches später seine
Majestät der Kaiser anzukaufen geruhten.
Seit dieser Zeit
habe ich häufig von diesen Saiten verbraucht, und sie den
Anforderungen des jezigcn Spieles so angemessen gefunden,
daß ich keine anderen mehr verarbeite.
Vor ungefähr drei
Jahren sind diese Saiten überhaupt in Wien allgemein
geworden, und hat der häufige Bezug die hohen Behörden
veranlaßt, sowohl Pianoforteals Saitenfabrikauten hierüber
zu vernehmen; und da es sich auswies, daß bis jezt keine
solchen Saiten im Jnlande verfertiget werden können, so ist
uns Hoffnung gegeben worden, daß die sonst nur gegen Pässe
stattfindende Einfuhr dieses uns unentbehrlichen Materials
Vielleicht gegen erleichternde Begünstigungen gestattet
werden dürfte.
Die Vorzüge des englischen Gußstahldrahtes bestehen
hauptsächlich in seiner größeren Dichtigkeit und Trag- oder
Spannkraft, welche auch eine längere Mensur erlauben.
Außerdem besizt er noch eine außerordentliche Gleichheit im
MaKMe, unh weiche oder splitterige Stellen, wie wir sie so
häusig im Wiener Drahte finden, kommen gar nicht vor.
Bei
dem englischen Drahte muß man sich, da er federhart ist,
beim Drehen der Schlingen sehr in Acht nehmen, da hiedurch
leicht Veranlassung zum Bruche gegeben werden kann.
Indessen
zeigen sich solche Mängel gleich bei den ersten Stimmungen;
und haben die Saiten diese erst ausgehakten, so sind sie
äußerst verläßlich.
Die englische Saite ist im Bruche leicht
zu erkennen. Sie zeigt sich darin feinkörnig und aus einer
Masse, wie eine abgebrochene gute Striknadel.
Die Wiener und
Berliner Saiten erscheinen im Bruche unganz und wie in Fäden
zerrissen. Man könnte überhaupt sagen: „die englische Saite
springt, die Wiener reißt ab.
Nüksichtlich der Haltbarkeit habe ich genaue Versuche
gemacht, und sowohl englische als Berliner Saiten auf
dieselben Nummern und durch dieselben Löcher des Zugeisens
gezogen.
Die Abnahme der Tragfähigkeit von den diksten zu
den dünnsten Nummern stellte sich bei den Berliner Saiten
ganz außer Verhältnis, indem oft die dünneren Nummern mehr
Belastung ertrugen als die dikercn.
Dagegen fanden bei den
englischen Saiten gehörige Abstufungen statt.
Das
durchschnittliche Gesammtresultat wies aber ein Drittel mehr
Tragkraft zu Gunsten der englischen Gußstahlsaiten aus.
Hr. Böhm aus München, welcher sich selbst viel mit
Eisenfabrication beschäftiget und nebenbei Klaviere macht,
mithin sich sehr für die englischen Saiten interessirte,
erzählte mir, daß er auf seinen wiederholten Reisen nach
England durch Protection oder den noch bewährteren goldenen
Schlüssel Alles zu sehen bekam, was erwünschte; nur in die
Werkstätten des Hrn. Webster bei Birmingham konnte er nicht
gelangen.
Hr. Böhm glaubt nach seinen gesammelten
Erkundigungen schließen zu dürfen, daß die Härtung der
Saiten gleich beim Zuge geschähe und man die Saiten noch
heiß durchs Wasser laufen ließe.
Ein anderer
Sachverständiger in Wien meint, daß die Dichtheit des
Drahtes dadurch erreicht werde, daß man denselben durch kein
Zugeisen sondern durch gebohrten Diamant zöge.
Indessen kann
ich mich schwer überzeugen, daß durch eine oder die andere
Methode die treffliche Qualität dieses Drahtes erreicht
werden könne, wenn nicht der Draht in sich ganz ist.
Jedenfalls dürfte es dem Fleiße gelingen, das Gchemmiß,
welches diese Fabrikation noch umhüllt, zu lüften, wovon
schon die Saiten des Hrn. Stadler in Wien den Beleg geben,
indem ich mich heute, freilich nur flüchtig, überzeugt habe,
daß diese bereits die Berliner an Tragkraft übertreffen,
wenn sie gleich die englischen Saiten noch lange nicht
erreichen.
5) Aus bin Verhandl. des niederösterreichischen Gewerb. Bereines in
Wiese's Zeitschrift für Oesterreichs Industrie u. Handel, 1840 Nr.
97."
Dinglers polytechnisches journal, Volume 79,
1840, p. 30-36