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STREICHER
à Vienne (°1794)

1811

"Stein, (Maria Anna), des Vorigen Tochter, lernte von ihrem Vater das Klavierspielen, und in der Folge auch Klaviere und Fortepiano zu verfertigen, d. h. er theilte ihr seine Geheimnisse in der Mechanik und sonstige Vortheile mit. Im Jahre 1787 spielte sie zu Augsburg mit ungetheiltem Beifalle in einer musikalischen Akademie ein Klavier-Konzert. Nach ihres Vaters Tode heirathete sie 1795 den Klaviermeister von München, Andreas Streicher, aus Stuttgard gebürtig, einen Mann, der wegen seines vortrefflichen Klavierspielens, dann für dieses Instrument verfertigten Musikstücken berühmt ist, und zog mit ihm nach Wien, wo sie gegenwärtig Flügeln von sehr gutem Tone, und dem Vater würdigen Bauart verfertiget, und so den alten Ruhm der Steinischen Flügeln fortbehauptet." Baierisches Musik-Lexikon, 1811, p. 342-343

1829

"Die jezigen neuen Instrumente von Streicher, Mutter und Sohn, sind eine ganz eigene Erfindung. Sie unterscheiden sich vom wiener Ferrepiano durch viele Merkmale, besonders durch die ganz hochliegende Klaviatur, durch einen veränderten Stimmstot und Saitenbezug, so wie durch den Hammerschlag von oben, die Hand spielt ganz frei wie auf einem Tische. Auch diese Instrumente werden viel in das Ausland versendet. Die Verfertiget haben ein Privilegium darauf genommen." Allgemeine Handlungs-Zeitung: Mit den neuesten Erfindungen und ..., Volume 36, 1829, p. 359

1831

"Fr. Streicher Nanette, geborne Stein, und Sohn, auf der Landstrasse, Ungargasse 413 im eigenen Hause; hat auch ein ausschliessendes Privilegium auf einem Mechanismus bey dem Fortepiano." Adressen-Buch der Handlungs-Gremien und Fabriken der kaiserl. königl. Haupt ..., 1831, p. 160 & Adressenbuch der Handlungs-Gremien und Fabriken, der kais. kön. Haupt- und Residenzstadt, 1833, p. 189-201

1833

"Anzeige. Unterzeichneter benachrichtigt ein verehrtes musikalisches Publikum, dass er in Folge des 16. Januar d. J. erfolgten Hinscheidens seiner Mutter Maria Anna Streicher, geb. Stein, und des gleichzeitigen Rüktrittes seines Vaters Andreas Streicher von dem Geschäfte, die zulezt unter der Firma: Nannette Streicher geb. Stein u. Sohn bestandene Pianoforte-Fabrik nebst allen vorhandenen Vorräthen für seine alleinige Rechnung übernommen habe. Er wird dieses schon über hundert Jahre in seiner Familie betriebene, und seit zwanzig Jahren mit seinenn Eltern gemeinschaftlich ausgeübte Geschäft nunmehr auf seinen Namen J. B. Streicher fortsetzen, jedoch auf den Etiquettes der Pianofortes noch hinzufugen : vormals Nannette Streicher, geb. Stein & Sohn. Dem fernem geneigten Zutrauen empfiehlt sich Wien, den 18. Mai 1833. J. B. Streicher." Frankfurter journal, 05/06/1833, p. 54

1836

Selon Claude Montal dans son livre 'L'art d'accorder soi-même son piano' de 1836 : "Les premiers pianos à six octaves paraissent avoir été faits à Vienne, chez les facteurs Walther, Muller et Streiger [sic], vers 1800. En 1804 ces mêmes facteurs construisirent des pianos carrés à table prolongée ; cette innovation en fit pour ainsi dire un nouvel instrument, tant pour la construction intérieure que pour la force et la qualité du son.

Les dimensions de l'instrument furent agrandies; au lieu d'une table courte telle qu'elle était dans les anciens pianos, on l'étendit dans toute la longueur de l'instrument ; la courbe du chevalet fut changée, la longueur et la grosseur des cordes furent augmentées ; en un mot, tout fut calculé pour contribuer au développement du son." L'art d'accorder soi-même son piano, C. Montal, 1836, p. 216

"Plus tard M. Streicher, habile facteur de pianos de Vienne, fit des essais pour appliquer le mécanisme en dessus aux pianos à queue, et, après des recherches multipliées, il parvint à fabriquer d'après ce procédé d'assez bons instruments; mais, ayant fait usage d'un contrepoids placé derrière le marteau pour le faire relever après avoir frappé les cordes, il en résulta un clavier lourd, difficile à toucher et qui rendait presque impossible la répétition accélérée des notes, ce qui empêcha ces instruments d'avoir tout le succès que l'auteur en attendait. Il était réservé à M. Pape de surmonter la difficulté qui sur ce point avait arrêté ses prédécesseurs." L'art d'accorder soi-même son piano, C. Montal, 1836, p. 227

1839

"Die Pianoforte-Fabrik von J. B. Streicher m Wien. - Wien, im August 1839. Wien und Musik! Zwei Worte, seit einer langen Reihe von Jahren auf das innigste verknüpft, unzertrennlich, wie die Fäden eines Gedankens.

Meine verehrten Leser hoffen gewiß nach diesem Eingange eine recht interessante Beschreibung von dem musikalischen Treiben in Wien zu finden, und denken wohl, eine kritische Bcurtheilung über eine neue Oper, über ein schönes Konzert, oder eine pikante Schilderung eines Mittags bei Domauer, im Tonbereiche von Strauß' reizender Zaubergeige, zu lesen; doch nein, ein Anderes liegt in meinem Plan; nur Geduld, es wird kommen. Was brachte die Musik auf den Standpunkt, auf dem sie sich jetzt befindet?

Was war der Grundstein, auf welchem sich das Kunstgebäude erheben konnte? Die Instrumente waren es, sie, welche die Mittel in die Hand gaben, die erhabenen Gedanken eines Meisters der Mit- und Nachwelt vernehmbar zu machen, dadurch die Menschen zu erheben und den begeisterten Kunstjünger zu neuen schönen Gedanken zu entflammen.

Der Künstler und sein Instrument sind Eins. Aber wie sich der Erste vervollkommnete, durste dies Letzte nicht zurückbleiben. So sehen wir dann jetzt, wo die Kunst auf einen so hohen Standpunkt gelangte, daß für Vervollkommnung der Instrumente auch Erfreuliches geschehen. In dieser Hinsicht stehen wir Wiener, besonders was Tasten-Instrumente betrifft, gewiß oben an.

Dem geehrten Leser wird es daher nicht unangenehm seyn, wenn ich ihn in ein Etablissement führe, wo die Vervollkommnung das höchstmöglichste Ziel erreicht; es ist dies die Pianoforte-Fabrik von J. B. Streicher. Viele KlavierFabriken zählt unsere Kaiserstadt, und die Namen eines Graf, Ries, Stein u. f. w. haben in der musikalischen Welt, gleich ihren Instrumenten, einen guten Klang, Doch all diesen Fabriken steht diejenige des Herrn J. B. Streicher voran.

Eine detaillirte Beschreibung dieses merkwürdigen Etablissements würde mich zu weit führen. Bei'm Eintritt in eine der Werkstätten, in denen sich Alles in voller Thätigkeit bewegt, schweift das Auge unruhig umher. Zur Rechten und Linken thätige Gehülfen dieser bringt zierlich gearbeitete Hämmer in Reih' und Glied, jener hat eine Klaviatur por sich; hier ein Patent-Flügel, der nur noch die letzte Ausarbeitung erwartet, um dann vollendet den Ruhm seines Meisters zu erhöhen; dort ein halbvollendetes Pianoforte. Hebt sich der Blick gegen die Decke, so schaut man Hängegestelle, angefüllt mit allen möglichen Klavier-Bestandtheilen. Da ist Alles vortheilhaft benutzt und zur Hand.

Doch wir wollen durch das Arbeitszimmer des verdienstvollen Meisters in das elegante Pianoforte-Magazin eilen. In diesem herrlichen, mit Malereien, Büsten, Kronleuchtern und Spiegelfenstern auf das Geschmackvollste verzierten Saale befinden sich die fertigen Instrumente. Hier stehen die weltberühmten Patent-Flügel mit dem lieblich vollen Ton, der die Seele ergreift. Aeußerlich auf das zierlichste ausgestattet, zeigt das Innere eine Nettigkeit und Solidität des Mechanismus, durch die es allein möglich war, die verschiedenen Verbesserungen der Konstruktion, welche der sinnige Meister erfand, mit dem besten Erfolg zu krönen.

Kräftig und voll tönt der Flügel mit verbessert englischem Mechanismus, aber zärter lind edler der, wo die Hämmer von oben herabschlaqen. Ein anderes Pianoforte perlt glockenrein bis in fünfgestrichene hinauf, und der bei diesem Instrument angebrachte Oktavenzug erzeugt eine überraschende Wirkung. Aber auch die Flügel mit gewöhnlichem Mechanismus behaupten fortwährend ihren alten Ruhm und geben die deutlichsten Beweise von der Einsicht und Geschicklichkeit ihres Erbauers.

So hat Herr Streicher sich durch rastlosen Eifer und Mühe an der Vervollkommnung der Pianoforte das größie Verdienst erworben. Doch dem Verdienste ward auch seine Krone. Herr Streicher, der schon bei zwei Gewerbsprodukten-Ausstellungen stets den ersten Preis, im goldenen Ehren-Medaillon bestehend, erhalten, wurde jüngst von Sr. k. k. Majestät zu Ihrem Hof-Pianoforte-Verfertiger allergnädigst ernannt. Ehre, dem Ehre gebühtt! - Korrespondenz." Didaskalia: Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, Volume 17, 25/08/1839, p. 3

1844

"Der k. k. Hof-Fortepianomacher Streicher machte vor einigen Tagen eine Reise nach Pesth, um sich zu überzeugen, ob die dort von Herrn Wendelin Peter verkauften Fortepiano wirklich aus seiner (Str.) Fabrik hervorgegangen. Es bewährte sich diese, und somit wäre die üble Nachrede, als verkaufe Herr Peter unechte Streicher'sche Instrumente aus eine ehrenhafte Weise widerlegt." Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, Volume 4, 1844, p. 380

1848

LISZT : ERARD ou STREICHER ?

"Industrielle zeitung. Auszug aus dem durch die Wiener Zeitung, freitag de, 28. Mai 1847, bei Gelegenheit der Gewerbvereindes-Generalversammlung veröffentlichten Aussage. Der Hr. Borsteher G. Ferdinand Cellondo theilte sodann mit, dass die Agentie in der Moldau an das hohe Hofkammer-Präsidium einen Bericht eingefendet habe, in welchem ein Clavierinstrument, welches aus der Meisterhand des um sein Fach so sehr verdienten hrn. Streicher hervorging, besprochen wird.

Der bekannten Pianist Liszt habe nämlich bei einer Production im Theater zu Jaffo, auf zwei Clavierinstrumenten gespielt, wovon eines aus der berümten Fabrik des hrn. Erard in Paris, das andere aus der Fabrik des hrn. J. B. Streicher in Wien, herbeigeschafft wurde.

Das Streicher'sche Pianoforte habe über das Erard'sche entschiedene Borzüge errungen, indem zum Erstaunen des gesammten zahlreichen Publikums die auf dem Piano von Streicher gespielten Piecen so glänzend und alle Feinheiten und Nuancen des Virtuosen so klar und volltönend hervortraten, dass nicht nur die lebhafteste Anerkennung über die Bollendung des Instrumentes, sondern auch ein lautes Bedauern darüber sich tundgab, dass Liszt nicht alle für das Konzert gewählten Compositionen auf dem ausgezeichneten Instrumente Streicher's executirt habe.

Der herr Vorsteher fügte noch hinzu, dass diese Thatfache für die vaterländische Industrie, und insbesondere für den nieberösterr. Gewerbsverein, der den unermüdet vorwärtsstrebenden hrn. Streicher zu seinen Mitgliedern zählt, eine so erfreuliche sei, dass er nicht umhin könnte, die Generalversammlung hievon in kenntniss zu sessen." Wiener Allgemeine Musik-Zeitung, Volumes 7-8, 1848, p. 278

1859

"Nanette Stein, Tochter des bekannten Instrumentmachers Stein in Augsburg, wo sie am 2. Januar 1769 geboren ward, konnte schon in ihrem fünften Jahre in einem Clavierconcert auftreten. Drei Jahre später begleitete sie ihren Vater auf einer Geschäftsreise nach Wien, wo sie durch ihr besonnenes, sinniges Spiel große Aufmerksamkeit erregte.

Ihr ausnehmendes Geschick für technische Arbeiten bestimmte den Vater, sie in seine Beschäftigung einzuweihen, und sie erlangte auch darin solche Meisterschaft, daß sie vierzehn Tage lang die zuverlässigste Gehülsin desselben sein konnte. Nachdem sie dem Vater während einer langandauernden Krankheit die treueste Pflegerin gewesen, leitete sie nach seinem Tod noch zwei Jahre lang mit Eifer das Geschäft, um ihre Mutter und sechs Geschwister zu versorgen.

Im J. 1794 verlobte sie sich mit dem Claviervirtuosen Joh. Andr. Streicher. Nach ihrer Vermählung siedelte sie nach Wien über und führte dort mit ihrem Gatten das Geschäft bis 1802 fort. In ihrem Hause versammelten sich oft die angesehensten Musikfreunde der Residenz. Nanette starb am 16. Januar 1833 in Wien mit dem Ruhme der treuesten und liebenswürdigsten Tochter, Schwester, Gattin und Mutter." Die Frauen: Culturgeschichtliche Schilderungen des Zustandes und ..., Volume 5, Gustav Friedrich Klemm, 1859, p. 131

1861

"Der Hoffortepiano-Verfertiger Herr J. B. Streicher berichtigt, daß er recht gut weiß, die Aufschrift: „J. B. Streicher, k. k. Hof- Fortepiano-Verfertiger und Sohn" sei nicht streng stylistisch richtig; allein er sagt, wenn er meinen Vorschlag annehmen, und schreiben würde : „J. B. Streicher und Sohn, k. k. Hof-Fortepiano-Verfertiger," so würde er dadurch auch seinem Sohne den Hof-Titel geben und dieser hat kein Recht ihn zu führen. Das is ein Grund, der sich hören laßt." Hans Jörgel von Gumpoldskirchen: Volksschrift im Wiener Dialekte, Jahrgang 30, 1861, p. 11

1862

"Streicher Joh. Bapt., prot. Fbt J. B. Streicher & Sohn, welche auch sein Sohn Emil Streicher als öffentlicher Gesellschafter zeichnet (vormals Nanette Streicher, geb. Stein), k. k. Hof- u. Cammer-Pianoforte-Erzeuger, gold. Med. der G. A. in Wien 1835 und 1839 für Pianoforte u. 1845 als Mitglied der HofKommission, Med. der Londoner Weltausst. 1862, Landstraße Ungergasse 375." Handels- und Gewerbs-Schematismus von Wien und dessen nächster Umgebung, 1862, p. 68-69

1867

"Streicher J. B. & Sohn. Die Gesellschaft ist eine offene und hat am 14. Mai 1859 begonnen. Off. Ges. sind: Johann Bapt. Streicher, k. k. Hof- und bürgl. Fortepianoverfertiger in Wien, dann Emil Streicher in Wien. Jeder derselben hat das Recht, die Gesellschaft zu vertreten. Landstrasse, Ungargasse 27." Handels- und Gewerbe-Adressbuch des österreichischen Kaiserstaates ..., 1867, p. 132/150

1871

"Streichers Pianofortefabrik. Die wiener Presse giebt folgende historische Mittheilung: J. B. Streichers Großvater mütterlicherseits, Andreas Stein, hat vor mehr als 140 Jahren die erste Orgel- und Pianofortefabrik in Augsburg begründet.

Seine Tochter, Nanette Stein, wurde durd ihren Vater in der Pianofortefabrikation unterriditet. Sehr talentvoll, war sie auch eine ausgezeichnete Clavierspielerin. Sie vermählte sid, mit dem Tonkünstler Andreas Streicher und übersiedelte im Jahre 1794 nach Wien, woselbst sie eine Pianofortefabrik errichtete. Sie verstand es trefflich, die Claviere zu egalisiren und zu stimmen, was die schwache Besaitung der damaligen Instrumente noch einer Frauenhand möglich, machte.

Als jedoch das Pianofortegeschäft sich immer mehr und mehr vergrößerte, entschloß sich der Gatte, seiner Kunst zu entsagen und widmete sich der Leitung der Fabrik.

Die Firma blieb jedoch unverändert Nanette Streicher, geborene Stein, bis der einzige Sohn, Johann Baptist Streicher, nach genossener sorgfältiger Ausbildung, ausgestattet mit reichen Erfahrungen, die er sich auf einer langen Reise im Auslande sammelte, als Gesellschafter in die Fabrik seiner Eltern eintrat.

Die Firma hieß dann: „Nanette Streider und Sohn“. Nach dem Tode der Eltern, im Jahre 1833, übernahm J. B. Streicher die Pianofortefabrik. Die Streidersche Pianofortefabrik ist das älteste derartige Etablissement in Wien." Die Tonhalle: Organ für Musikfreunde ; mit Illustrationen, 10/05/1871, p. 303

1888

"Das Haus „Zum goldenen Karpfen", jetzt neuer Streicherhof Nr. 375 (neu 27) wurde im Jahre 1837 vom Clavier-Fabrikanten Johann Baptista Streicher in seiner heutigen Gestalt erbaut.

Der Gründer dieses schönen und weitläufigen Hauses verdient schon desshalb genannt zu werden, weil er der Sohn jenes berühmten Andreas Streicher ist, der im Jahre 1782 bekanntlich mit Schiller von Stuttgart nach Mannheim entfloh und auch später noch mit ihm in innigster Freundschaft und lebhaftem Briefwechsel verblieb.

Andreas Streicher war ein tüchtiger Pianoforte-Erzeuger und Tonkünstler zugleich. Er übersiedelte im Jahre 1794 nach Wien, wo er in der Ungargasse das Haus „3um heiligen Florian" Nr. 413 (neu 46), von dem später die Rede sein wird und in welchem sich heute die Rastrir-Anstalt von Strelez befindet, ankaufte; er verlegte sich hier allen Eifers auf den Clavierbau und brachte es bei dieser Beschäftigung zu Ansehen und bedeutendem Vermögen.

Er verehelichte sich mit der genialen Tochter eines Orgelbauers, welche später in der Musikgeschichte Wiens, unter dem Namen Nannette Streicher, Freundin Mozarts und Beethovens, mit denen sie häufig vierhändig spielte, oft genannt wurde.

Sie war auch streng musikalisch, eine ausgezeichnete Clavierspielerin und interessirte sich für Alles, was den Clavierbau betraf. Nach alten Familien-Traditionen soll sie ihrem Gatten manche nützliche Winke und Rathschläge zur Verbesserung der ClavierMechanik und insbesondere der sogenannten Hammergarnituren gegeben haben. Auch wirkte sie fast jedesmal in den Augarten - Concerten mit und soll sich auch die Claviere immer selbst gestimmt haben.

Nach dem Tode Nannettens (1833) und ihres Gatten übernahm deren Sohn Johann Baptista Streicher das Geschäft und erbaute (wie schon gesagt) das Haus Nr. 375 (neu 27), das er zum Unterschiede vom
«alten Streicherhof» Haus-Nr. 413 (neu 46) den «Neuen Streicher Hof» nannte und die Clavier-Fabrik auch hieher übertrug. Seine Gattin Auguste, die Tochter des Hofraths André aus Offenbach bei Frankfurt am Main, gebar ihm drei Söhne, Emil, Andreas und Carl.

Letzterer starb frühzeitig, Andreas erbte «den alten Streicherhof», Emil aber, als ältester, erhielt nach dem Tode seines am 28. März 1871 verstorbenen Vaters die Fabrik, die er mit gleicher Lust und Liebe wie seine Vorfahren fortführte; auch erbte er zugleich den «neuen Streicherhof», den er im Jahre 1878 durch Zubau eines Theils des rückwärtign Hoftractes erweiterte.

So blieb denn die Familie Streicher durch volle drei Generationen dem Wiener Clavierbaue unwandelbar treu und wusste sich trotz der vielen, von Seite ihrer Concurrenten, seit den in Anwendung gebrachten Neuerungen und Verbesserungen, dennoch auf der Höhe der Vollkommenheit durch mehr als ein volles Jahrhundert zu erhalten.

Nebenbei sei noch bemerkt, dass der im ersten Stockwerke dieses Hauses befindliche «Claviersaal» in der Geschichte der Wiener Concert-Musik lange Zeit hindurch eine hervorragende Rolle spielte, daher ich ihn hier besonders erwähnen will.

Der Salon Streichers war in der Zeit der Dreissiger- bis Fünfzigerjahre der Vereinigungspunkt der guten musikalischen Gesellschaft Wiens. Manche spätere Kunstgrösse hatte ihren Einzug in die Welt durch diesen Saal genommen, dessen verhältnissmässig engen Räume gerade gross genug waren, um den damals noch bescheidenen Ansprüchen der Künstler und Hörer vollauf zu genügen. Man fühlte sich hier so heimlich und Alles hatte so recht einen gemüthlichen primitiven Charakter; man hielt sich gleichsam zur Familie gehörig.

Das naive empfängliche Publicum genoss damals das Dargebotene mit ungetheilterer Freude und grösserer Rührung und war auch bei minderen Leistungen zufriedener als jetzt, wo ihm die Werke seiner grossen Meister in so reichlicher Fülle, mit so vollendeter Technik, von so grossen Körperschaften, in so riesig grossen Sälen gereicht werden.

Es war eben das goldene Zeitalter des sogenannten «Virtuosenthums». Wie stürmisch z. B. wurde Klesheim mit Beifall überschüttet, als er hier zum ersten Male sein später so bekanntes Gedicht : «'s Schwarzblatl» vortrug; ein Gemisch von kindischer Naivität und Sentimentalität, das noch den alten Titel führte : «Wo 's Schwarzblatl herkummt, und aus was für an Büchl als 's lest. »

Wie jauchzte man dem kleinen violinspielenden Schwesternpaare Neruda entgegen, als dasselbe im Jahr 1846 unter Leitung ihres Meisters, des Professors Leopold Jansa, hier zum ersten Male auftrat und die heute bereits veralteten Beriot'schen Variationen spielte. Die Aeltere der Beiden, Wilhelmine, war damals erst 7 Jahre alt.

Welch' dröhnender Jubel erhob sich, als der durch sein Gesangstalent später so beliebte Vorstand des Männergesangvereins Olschbauer mit dem Schumann'schen Lied «Nichts Schöneres» und dem Schubert'schen «Am Meer» sich hier zum ersten Male hören liess, oder die noch sehr jugendliche halbflügge Ilma von Murska ihre feurigen  «Czikos-Lieder» sang, ehe sie die ruhmvolle Opernlaufbahn betrat.

Aber auch fertige Künstler hatte man Gelegenheit hier zu bewundern. Ich erinnere an die gefeierte Jenny Lind, welche sich im Jahre 1846 hören liess, oder an Fräulein von Mara; an die Sänger Neumann, Staudigel Pischek und Formes. Wer von den alten Wiener Kunstfreunden erinnert sich nicht mit Freude der trefflichen Quartette einer Friederike Müller oder des Quartettes von Jansa, Durst, Heissler und Schlesinger; wer erinnert sich nicht des kleinen noch immer als «Wunderkind» gelten wollenden Waldhornisten Löwy, welchen Saphir den «kleinen Blasengel» nannte; an den bravourösen Violin virtuosen B. Molique (Württemberg'schen Concertmeister); den bescheidenen Flötenvirtuosen Doppler; die brillanten Harfenvirtuosen Zamara und Dubez; die Cellisten Steinlechner, Pagge, Borzaga und Röver und vor Allen an die zahlreiche Menge berühmter Claviervirtuosen, von denen ich nur den gelehrten Ferdinand Hiller, den bekannten Carl von Bocklet und den, alles überwältigenden, Dreischock nenne, von dem Heinrich Heine in Paris sagte: «Es war mir, als hörte ich drei Schock Clavierspieler».

(Noch viele andere Künstler von Bedeutung verherrlichten durch ihre Leistungen diese Räume, von denen ich hauptsächlich hervorhebe: Professor Josef Hellmesberger, der Trios und Quartette mit Adolf Prossnitz. Schlesinger und Durst spielte; Doctor J. Fischhoff, der 1843er Freiheitsheld, der das Clavier trefflich meisterte; den bescheidenen Kässmayer, der mit Ernesti und Röver Trio spielte; die Sängerinnen Betti Burg, Therese und Minna Kress; den Oldenburgischen Hofpianisten J. Todesco; den Claviervirtuosen J. Dachs mit seiner talentirten Schülerin Fräulein Wis we; die Pianisten E. Pauer, Elise Eisler, Fanni von Pettko und die 14jährige Paula Dürrenberger; die Sängerin Pauline von Stradiot, die treffliche Sopranistin Irene de Sassi; Ida Benza spätere Hofopernsängerin und Emilie Schmiedel; die Sänger J. Brunner, J. Gottdank, später Gesanglehrer und Richard Schmiedtler; Capellmeister W. Taubert und schliesslich die beiden Virtuosen am Contrabass Slama und Rabel.)" Der Salon Streicher's - Die alten Strassen und Plaetze von Wien's Vorstädten und ihre ..., Volume 1, 1888, p. 440

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pianos viennois 1700 - 1849


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