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BLEYER
à Vienne (°1808)
WACHTL & BLEYER SEUFFERT Martin
"Historische
Beschreibung der aufrechtstehenden Forte-Pianos, von der Erfindung
Wachtl und Bleyers in Wien.
Vor mehr als vierzig Jahren wurden Tasten-Instrumente verfertigt, die man
aufrechtstehende Fortepianos nannie. Damals wurden dergleichen F. P. nur
als Leckerbissen ganz selten aufgetischt. Man stellte sie statt eines
Möbels ins Zimmer und die Maschine genau ansah, so sah man an ihr
ordentlich die Schweisstropfen des Erfinders hängen. Man nahm, in
Hinsicht der musikalischen Brauchbarkeit des Instruments, den Willen
fürs Werk bewunderte die Geduld des Erzeugers, und nannt ihn einen
Künstler. In zwey Jahren fertigten wir grosse Aufrechtstehende in fünf, und stehende Queer-F. P. in drey Formen. Nun gings mit der Verbesserung dieser Instrumente, zwar lange samen Schrittes, jedoch immer vorwärts. Das Nöthigste war, den Saitendicken eine gehörige Proportion zu geben; denn wer sich auf Treu und Glauben der Drathfabrikanten verlässt, wird oft schändlich betrogen. Nicht weil es ihnen an Geschicklichkeit fehlt, nein, sondern weil ihre Abnelimer es so genau nicht nehmen, so findet man oft unter zwey Nummern einerley, und unter einer Nummer zweyerley Dicken der Saiten. Dass ferner nicht alle Fabriken einerley Mass beobachten, davon kann man sich sehr leicht überzeugen. Wir gaben unserer gabelförmigen Saitenlehr folgende Einrichtung. Zwischen zwey Saiten a b, deren Durchmesser sich verhalten = 1:2 sind 15 Stufen eingeschaltet, und zwar so, dass, wenn alle SaitenDurchmesser in gehöriger Ordnung hinschreibt, eine geometrische Reihe zum Vorschein kömmt. metrischem Verhältnisse mussen die Saiten-Dicken zu – und abnehmen, wenn die Töne des Instruments gleichför mig klingen sollen.
Wir haben also von a bis b=17 Nummern. Die hiesigen wie die nürnberger
Saiten haben zwischen a und b nur 6 Nummern, und wenn man auch halbe
Nummern einschaltet, so hat mau doch nur 15 Nummern, deren halbe Nummern
zu Irrungen Anlass geben.
Zwar wird mancher hierauf erwiedern, man könne durch geschickte Belederung
die Gleichheit der Klänge herstellen. Wohl, ja, aber wie lange wird
diese erzwungene Gleichheit dauern ? Durch einen genau angestellten
Versuch, wozu zwey eigene Apparate und ein Einsaiter verfertigt werden
mussten, wurde die Länge, die Dicke der Saiten und die vortheilhafteste
Spannung für die Töne f"" und klein f bestimmt. Baut man einen Kasten auf die gewöhnliche Art, nämlich mit massiven Sargstücken und verstrebt die Wände noch so sehr, so findet man in einem halben Jahre, wenn man den Resonanzboden heraus reisst, dass sich durch die Spannung der Saiten, welche bey 90 Centner beträgt, alle Streben bey einer Linie tief in den Wänden eingedrückt haben, und nun ganz los sind.
Es ist nicht genug, dass man den Kasten durch einen massiven Bau zum
Stimmhalten tüchtig mache, er muss nicht allein A, stark, sondern auch
B, fest gebaut seyn, um die Schwingungen der Töne mitmachen und
verstärken zu können. Im Monat April 1808 bauten wir den ersten Kasten
nach unserm neuerfundenen System. Dieser Kasten hat die erwähnten Fehler
nicht und erfüllt überdies die Bedingnisse A und B in reichem Masse. Alles Holz wird in einer Darrkammer künstlich getrocknet. Wir folgten hierian dem guten Beyspiele des Hrn. Mundingers (hiesiger Bürger und Tischlermeister) welcher seit ungefähr 12 Jahren sich dieser Alethode bedient. Wenige Holzarbeiter sehen die Vortheile dieser Behandlung des Holzes ein. Sie b«haupten, die Zeit trockne das Holz;, man lasse aber Holz 50 Jahre in der Luft liegen, so wird es nicht so trocken, dass es magnetisch wird, was aber bey der künstlichen Trocknung in 8 Tagen geschieht. Späterhin machten wir einen Versuch mit einem Resonanzboden, dessen Holzfasern in schiefer Richtung unter den Saiten hinlaufen. Eine Idee, die von unsern ältesten Vorgängern schon ausgeführt und als unzweckmässig verworfen wurde.
Es kam nur auf eine schickliche Auswahl des Holzes, auf eine angemessene
Dicke des Resonanzbodens und auf eine zweckmässige Verbindung desselben
an, um einen Resonanzboden zu erhalten, der, wie Chladni richtig
anmerkt, fähig ist, jede Schwingung der Saiten anzunehmen, und wir
halter dafür, dass ein Resonanzboden nach gewöhnlicher Art verfertigt,
nie jenen hohen Grad von Schnellkraft und freyer Elastizität erhalten
werde, welche den Klang und Sang des Instruments so sehr vermehrt und
die Gleichheit der Klänge so sehr begünstigt, als dieser Resonanzboden.
Ein solcher Resonanzboden bekömmt auch nie Wellen, die bey andern
Res.-Böden zuweilen so stark werden, dass die Bass-Saiten aufschlagen. Man sieht leicht ein, dass ein auf diese Art bohandelter Resonanzboden nicht nur dauerhafter, dern auch der akustischen Absicht angemesse per ist Die Maschine an unsern stehenden Queer-F. P. war von deutscher Art. Wir waren nicht zufrieden mit ihr, und ich erfand daher vor 2 Jahren eine Maschine nach englischer Art, wodurch der Klang an Stärk' und Schönheit viel gewann.
Die Maschine an unsern grosses stehenden F. P. ist von deutscher Art, und
ist durch manche Verbesserung nun auf einen höhern Grad von
Vollkommenheit gebracht, als die deutsche Maschine am deutschen Flügel,
Sie kömmt ab Einfalt der letzten gleich, an Dauer und angenehmer
Spielart aber lässt sie jene weit zurück, welche letzten zwey
Eigenschaften an andern aufrechtstehenden F. P. heute noch vermisst
werden. Aber eben diese stehende Form schafft dem Instrument eine bessere Natur: viel leichter schwingen hier die Saiten und alle sich schwingende Theile, und geben daher den empfangenen Klang mit mehr Wucher zuriick, als ein liegender Körper, der auf 4 bis 5 Puncten unterstützt und dadurch zu Schwingungen untauglich gemacht ist. Uebrigens haben unsere Forte-Pianos nur die drey Mutationen , als: Forte, Lautenzug und Einsaiter. Auf Begehren fertigen wir wol noch den Fagott und die Aeolsharfe dazu - aber grusse Trommel und Cinellen nie. Wien, am 50sten October 1811. J. F. Bleyer." Intelligenz-Blatt zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung, 11/1811, p. 74-77 - Voir la réaction de SEUFFERT en 1812
"Jeder Erfinder hat das Recht, es auf seinem Produkte anzuzeigen, dass er der Erfinder sey, indessen ist es lächerlich, wenn jemand durch ein schlecht gelungenes Machwerk sich eine Ehre als Erfinder verspricht. Wenn aber jemand die Erfindung eines anderen nachahmt und sich die Ehre der Erfindung zueignen will, so ist diess nicht bloß lächerlich, sondern auch dummdreist. Die lächerliche -dreistigkeit begeht der hiesige Klaviermacher Martin Seuffert; er ahmt unsere Erfindung nach, und schreibt auf jedes Namensschild: Erfunden von Martin Seuffert in Wien. Ich wünschte doch zu wissen, was ihn zu dieser elenden Anmassung berechtigt??" Bleyer 1811 dans 'Allgemeine Musikalische Zeitung, Intelligenz-Blatt, November 1811, p. 811
"Dermalen werden die aufrechtstehenden Forte-Pianos mehr als die flügelförmigen gesucht, da jene neb den Vorzügen der legteren in Hinsicht des Tons, auch noch die Bequemlichkeit für sich haben, daß sie wenig Plag einnehmen, und daher in kleine Zimmer gestellt werden können. Man hat fünferlci Gattungen dieser aufrechtstehenden Forte-Pianos, nämlich: die en Giraffe, die Apollo-Forte Pianos, dann die pyramiden schranke und harfenförmigen. Schon die Namen zeigen, daß die Verschiedenheit derselben blog in der äußern Form liegt; und wirklich unterscheiden sie sich in der innern Einrichtung gar nicht von einander, indem die Bewegung der Hämmer, so wie die Dämpfung des Tons 2. bei allen auf dieselbe Art geschieht. Einige behaupten, daß diese aufrechtstehenden Forte Pianos wegen ihrer Form einen besseren Ton geben. Vielleicht liegt der Grund darin, daß hier die Saiten, und alle sich schwingenden Theile den Klang besser zurückgeben, als bei einem liegenden Körper, der auf 4 oder 5 Punkten unterstügt, und dadurch au Schwingungen untauglicher gemacht ist. Eben so sellen sie auch dauerhafter als die flügelförmigen, und weit bequemer als die lehteren zum Stimmen seyn. ́ Sie sind übrigens mit 3 bis 7 Mutazionen, und mit 6 Oktaven, auch einige Töne mehr, versehen. Bei jenen mit 7 Mutazionen wird durch eine besondere Vorrichtung, die türkische Trommel und Einellen sehr täuschend nachgeahmt. Obschon man seit sehr vielen Jahren aufrechtstehende Kiels flügel hatte, so gebührt doch dem J. F. Bleyer bas Verdienst, daß er vor beiläufig 8 bis 9 Jahren die ersten brauchbaren aufrechtstehenden Forte-Pianos in Wien verfertigte, und sonach ist er als Erfinder dieser Instrumente zu betrachten. Bei dem bürgerl. Klavierinstrumentenmacher Jos. Wachtl, in dessen Wohnung nächst des Wienflußes Nro. 30, findet man sehr schöne ähnliche aufrechtstehende Forte-Pianos, die auch äußerlich sehr geschmackvoll verzieret sind, und im Preise von 400 bie 500 fl. B. B. stehen." Hesperus: encyclopaedische Zeitschrift für gebildete Leser, 10/1813, p. 532
"Musikalische Instrumente. - Dermalen werden die ausrechtstehenden Fort-Piano mehr alt die flügelförmigen gesucht, da jene nebst den Vorzügen der letzteren in Hinsicht des Tons, auch noch die Bequemlichkeit für sich haben, daß sie wenig Platz einnehmen, und daher in kleine Zimmer gestellt Werden können. Man hat fünferlei Gattungen diese aufrechtstehenden Forte-Pianos, nämlich: die en Giraffe, die Apollo-Forte-Pianos, dann die Pyramiden, schrank- und harfenförmigen. Schon die Namen zeigen, daß die Verschiedenheit derselben blos in der äußern Form liegt; und wirklich unterscheiden sie sich in der innern Einrichtung gar nicht von einander, indem die Bewegung der Hämmer, so wie die Dämpfung des Tons x. bei allen auf dieselbe Art geschieht. Einige behaupten, daß diese aufrechtstehenben Forte-Pianos wegen ihrer Form einen besseren Ton geben. Vielleicht liegt der Grund darin, daß hier die Saiten, und alle sich schwingenden Tbeile der Klang besser zurückgeben, als bei einem liegenden körper, der auf 4 oder 5 Punkten unterstützt, und dadurch zu Schwingungen untauglicher gemacht ist. Eben so sollen sie auch dauerhafter als die flügelförmigen, und weit bequemer als die letzteren zum Stimmen seyn. Sie sind Übrigens mit 3 bis 7 Mutazionen, und mit 6 Oktaven, auch einige Töne mehr, versehen. Bei jenen mit 7 Musikazionen wird durch eine besondere Vorrichtung die türkische Trommel und Ginellen sehr täuschend nachgeahmt. Loschen man seit sehr vielen Jahren aufrechtstehende Kiel-flügel hatte, so gebührt doch dem J. F. Bleyer das Verdienst, daß er vor beiläusig 8 bis 9 Jahren die ersten brauchbaren aufrechtstchenden Forte-Pianos in Wien verfertigte, und sonach ist er als Erfinder dieser Instrumente zu betrachten. Bei dem bürgerl. Klavierinstrumentenmacher Jos. Wachtl, in dessen Wohnung nächst des Wienstußes Nro. 30, findet man sehr schöne ähnliche aüfrechtftrhcnde Forte - Pianos, die auch äußerlich sehr geschmackvoll verzieret sind, und im Preise von 400 bis 500 fl. W. W. stehen. [...]" Hesperus: Encyclopaedische Zeitschrift für gebildete Lese, 1813, p. 532 "Hr. J. F. Bleyer, in Gesellschaft der Herren Wachtel und Seuffert, befolgte dieselbe Bahn, und verbesserte besonders die aufrecht' stehenden Pianoforte so sehr, daß man sie in der That als eine ganz neue Erfindung betrachten kann. Überdies war er sehr glücklich in neuen äußerlichen Formen, und machte so viele Versuch in allem, was auf die Pianoforte Bezug hatte, daß sein früher Tod als ein wahrer Verlust für dieses Fach anzusehen ist." Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens im österreichischen Kaiserstaate, 1823, p. 197
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