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BECHSTEIN
in
Berlin

 

1868

"«Durch Bechstein ist Berlin seit 1856 zu einem gewissen Rufe in der Pianofortebaukunst gelangt, hingegen es früher der österreichischen Hauptstadt bei Weitem nachstand. Die Aufnahme nachfolgender Zeugnisse möge diesem strebsamen Fabrikanten die Würdigung unsererseits darthun, obgleich wir nicht in allen Punkten mit dem gespendeten Lobe übereinstimmen können.

„Die Bechstein'schen Instrumente zeichnen sich durch vorzügliche Qualität in allen Zweigen des Clavierbaues aus; Zuverlässigkeit und Solidität der Mechanik, erdenklich möglichste Gleichmässigkeit ebenso der Spielart, wie der Klangregister, eine unerschöpfliche Tonfülle, welche den grössten Reichthum der mannigfaltigsten Abstufungen vom piano bis zum forte in sich schliesst, kurz alle jene Eigenschaften, deren Erkenntniss mir an den Bechstein'schen Instrumenten schon vor einer Reihe von Jahren die seitdem durch nichts entkräftete Ueberzeugung mitgetheilt hat, dass Herr Bechstein der erste deutsche Pianoforte-Fabrikant ist, welcher seine Produkte auf eine Höhe der Vollkommenheit gebracht hat, dass dieselben mit den trefflichsten und berühmtesten des Auslandes eine glückliche Concurrenz bestehen können.»

(gez.) Freiherr Hans von Bülow. Hof-Pianist Sr. Majestät des Königs v. Preussen."

«Auf meinen letzten Reisen in Deutschland benutzte ich zu meinen Concerten die Instrumente von Herrn Carl Bechstein. Dieselben zeichnen sich durch grossen, gesangreichen Ton, elastische Spielart nicht allein vor andern Instrumenten aus, sondern haben auch eine ModulationsFähigkeit, unterstützt durch eine ausgezeichnete, leicht zu behandelnde Mechanik, welche nur diesen Instrumenten eigen ist. Es macht mir ein Vergnügen, Jedem dieselben als vortrefflich in jeder Hinsicht empfehlen zu können.»
(gez.) A. Dreyschock, Königl. Kaiserl. Hof-Kapellmeister.

«Beim Preisgericht der Königlichen Commission der Londoner Ausstellung für 1862 sollte laut Instruction eine gleiche Auszeichnung (Medaille) für Alle gegeben werden. Die Jury war dadurch in eine sehr schwierige Lage gebracht, da sie doch Viele auszeichnen wollte, aber doch unmöglich das Hervorragendste mit dem etwas Geringeren in eine Kategorie bringen konnte. Es richteten deshalb 5 Jurors an den Präsidenten Sir George Clerk die Bitte: die fünf ausgezeichnetsten Fabrikanten von Pianos, zwei in England, zwei in Frankreich und Bechstein's Firma in Deutschland „ausser alle Concurrenz" zu setzen. Es wurde dieser Vorschlag zwar als nicht praktisch verworfen, jedoch kam der Conseil of Chairmen überein, in dem officiellen Berichte dieser fünf Firmen als besonders auszuzeichnender Fabrikanten zu erwähnen.»
(Aus dem officiellen Bericht der Londoner Industrie-Ausstellung pro 1862 entnommen.)

«Preussen Carl Bechstein, Hoflieferant Sr. Majestät des Königs und Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Carl von Preussen, dessen Geschäft erst im August 1856 gegründet wurde, aber in der kurzen Zeit von sechs Jahren sich zu einer solchen Höhe emporgeschwungen hat, dass er mit circa 130 Arbeitern gegen 400 Instrumente jährlich fabricirt, worunter allein 180 Flügel zu zählen sind, und nach Amerika, Asien, England und Russland ausführt, hatte zwei ganz ausgezeichnete Flügel geschickt. Die Instrumente Bechstein's zeichnen sich durch eminente Frische und Freiheit des Tones, Annehmlichkeit der Spielart und Gleichheit der verschiedenen Register aus, und dürften selbst der kräftigsten Behandlung Widerstand leisten.
Wir berichten mit Freuden, dass diese Flügel eine grosse Anzahl von Freunden in London gefunden haben und sind überzeugt, dass sich das schon vorhandene Renommée noch steigern und dieselben noch grössere Verbreitung in England finden werden. Die Uebereinanderlegung der Saiten in dem einen Flügel ist zwar nicht neu, aber mit grossem Erfolg und sehr geschickt angewendet. Das Fabrikat wird mit der „Ersten grossen englischen Preismedaille" prämiirt."
(Unterschrift des Preisgerichtes.)

Gegenwärtig soll Herr Bechstein in seiner neuen Fabrik gegen 200 Arbeiter beschäftigen, welche in zweckentsprechender Weise nach ihren Kräften vertheilt sind." Geschichte des Claviers vom Ursprunge bis zu dem modernsten Formen dieses ..., 1868, p. 203-205

1896

  "Die Pianoforte fabrik von C. Bechstein, welche durch den jetzigen Commerzienrath Carl Bechstein im Jahre 1854 in der Behrenstrasse 56 in kleinem Umfange begründet wurde, erregte durch den Bau der ersten Instrumente in der Musikwelt grofses Aufsehen.

Im Jahre 1860 wurde die erste Fabrik auf den aneinander belegenen Grundstücken in der Johannisstrafse 6 und Ziegelstrasse 21 erbaut; bald hiernach wurden die nachbarlichen Grundstücke Johannisstrafse 5 u. 7 erworben und auf dem freien Hinterland Erweiterungen der bestehenden Fabriken, soweit eine Bebauung zulässig war, vorgenommen.

Diese jetzt noch bestehenden Fabrikanlagen, in denen nur mit Handbetrieb gearbeitet wird, bedecken einschl. der Comptoir-, Ausstellungsräume, Stallungen und Remisen einen Flächenraum von 2040 qm und sind fünf Stockwerke hoch.

Aufser den massiven Treppen dient dem Verkehr ein elektrischer Personen- und Lastenaufzug von 500 kg Tragkraft mit einer Fahrbühne von 5 m Länge und 1,50 m Breite. Weitere Vergröfserungen der Fabrikanlage wurden nach dem Jahre 1880 durch das stetige Wachsen des Geschäfts erforderlich.

Abb. 725. Schnitt a-b.

Es wurden zu diesem Zweck zunächst die Grundstücke Wiener Strafse 25 und Grünauer Strasse 38/39 erworben und auf dem Hinterland das in Abb. 724 mit A bezeichnete Trockenhaus (Abb. 725) und das vier Stockwerk hohe Fabrikgebäude C (nebst anliegendem Kesselhaus) erbaut, in welchem im untersten Stockwerk die umfangreichen durch Dampfkraft betriebenen Holzbearbeitungsmaschinen untergebracht sind (Abb. 727).

Abb. 726. Schnitt c-d.

Wenige Jahre später wurde das Gebäude B errichtet, worin im Kellergeschofs eine eigene Schleiferei und Lackirerei für die beim Bau der Instrumente erforderlichen Eisengufsplatten nebst den grofsen Trockenkammern eingerichtet sind (Abb. 726).

Nach dem weiteren Erwerb des angrenzenden Grundstücks Reichenberger Strafse 124 wurde die dritte Fabrik D mit selbständigem Kesselhaus und Maschinenbetrieb erbaut. Die Verbindung dieser drei getrennten Fabrikgebäude wird über die grofsen dazwischen liegenden Höfe, welche zu Holzlagerplätzen dienen, durch schmalspurige Eisenbahnen hergestellt.

Abb. 727. Schnitt e-f.
Pianofortefabrik von C. Bechstein.

Eine fernere Erweiterung der gesamten Fabrikanlage wird wird zur Zeit auf dem grofsen Hinterland des neu erworbenen angrenzenden Grundstücks Reichenberger Strafse 122, nach dem Entwurf des Architekten Carl Schäfer, ausgeführt. Dieses neue Fabrikgebäude EF, welches einschl. des Kellers sechs Stockwerke hoch wird, ist durch seine Lage mit den bereits bestehenden drei Fabriken in Verbindung gebracht und gestattet im Betriebe einen bequemen Verkehr durch die einzelnen Stockwerke.

Sämtliche Gebäude sind massiv im Ziegelrohbau, theils in einfachen, theils in entwickelteren Formen ausgeführt und haben Holzcementbedachung. Die Deckenconstructionen bestehen aus Gewölben zwischen schmiedeeisernen Trägern, welche in der Mitte auf ebensolchen Unterzügen ruhen und durch gufseiserne Säulen unterstützt werden. Die Fufsböden bestehen in Fabrik C aus gespundeten, rauhen Dielen, in den übrigen Fabriken aus Cementbeton.

Die Treppen sind von Granit. Für die Beförderung von Lasten sind vier Dampf-Fahrstühle in verschiedenen Abmessungen vorhanden, welche vom Erdgeschofs bis zum Dachboden gehen. Die Erwärmung der sämtlichen Räume, in welchen ohne Rücksicht auf die Jahreszeit eine Temperatur von + 20° C. vorhanden sein mufs, wird durch eine Dampfheizung mittels schmiedeeiserner Rohre und gufseiserner Rippenrohrregister bewerkstelligt, mit der auch die in der Mitte der Räume stehenden schmiedeeisernen Heizplatten zum Trocknen der Hölzer, sowie die Leimwärmkästen in Verbindung stehen.

Vier Dampfkessel mit zwei liegenden Dampfmaschinen von zusammen 120 P.S. liefern den Dampf für die Heizung und die nöthige Kraft für die Arbeitsmaschinen.

Die Bechstein'schen Fabrikanlagen in der Wiener, Grünauer und Reichenberger Strafse bedecken ein Grundstück von 11926 qm, die Gebäude haben eine Grundfläche von zusammen 4300 qm. Zur Zeit werden 500 Arbeiter beschäftigt, welche jährlich rund 3000 Instrumente fertig stellen; nach Inbetriebnahme des gegen Ende dieses Jahres fertig zu stellenden neuen Fabrikgebäudes wird die Anzahl der Arbeiter auf 800 erhöht, wonach eine jährliche Leistung von 4500 Instrumenten erzielt wird. Sie ist alsdann die gröfste Pianofortefabrik in Europa.

Von den zahlreichen Klavierfabriken Berlins nennen wir noch G. Schwechten, J. L. Duysen, F. Neumeyer, Görs & Kallmann, F. Rösener.

Die vorstehenden knappen Mittheilungen über die hoch entwickelte Holzbearbeitungsindustrie Berlins schliefsen wir mit der Erwähnung eines neuen und höchst bemerkenswerthen Betriebes mechanischer Bildhauerei.

Die ,,Gesellschaft für Kunstbildnerei Fromm, Grüne & Co.", Dieffenbachstrafse 36, copirt mit der Maschine von Gipsmodellen, und zwar nicht nur in Holz, sondern auch in Marmor, Sandstein usw., gleichzeitig in mehreren Stücken nach einem Muster.

Eine Abbildung steht uns leider nicht zur Verfügung. Die Maschine zerfällt in eine Reihe kleiner Bohrmaschinen, deren Bohrer auf elektrischem Wege 2500-3000 Umdrehungen in der Minute erhalten. Die aufserordentlich sinnreiche Lagerung der Welle, an der die Maschinen angebracht sind, gestattet die völlig freie Bewegung der Bohrerspitzen nach Führung des Tasters, sodafs in Holz wie in Stein Nachbildungen von gröfster Genauigkeit erzielt werden." Berlin und seine Bauten, Volume 1, 1896, p. 608-609

1912

Weltadressbuch der gesammten Musikinstrumenten-Industrie, 1912, p. 19 (digital.sim.spk-berlin.de)

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