"An die Herren Herausgeber der Musikalischen Realzeitung.

Ich habe auf einer kleinen Neise einige must. kalische Bemerkungen gesammelt, deren Mittheilung Ihnen, meine Herren, vielleicht nicht unangenehm sein dürite.

Einen sehr guten Organisten, (dessen vor. nehmste Levensumstände man mir versprochen hat) hörte ich in Sechingen. Er ist jezt Weltgeistlicher, war aber vormals zu Nothenburg am Nekar Kar melitt, und bildete sich mit Voglern zugleich in Bamberg unter einem Meister.

Ich habe ihn zwar nur einmal in einer Freis tagsveiper gehört, wo er sich gerade nicht sonderlich zeigen konnte. Er spielte aber den Chorat sehr gut vierstimmig und seine Zwischenspiele verriethen den Menter auf der Orgel. Man sagt mir aber, daß sein Spiel auf dem Forte piano und dem Kla. prer unausstehlich sei. Dies hat er mit den meisten Organisten von Profesion gemein.

Feine Kenner der Musik in Strasburg z. B. der berühmte Instrumentenmacher Silbermann, die Voglern gehört haben, sagten mir, er habe eben diesen Fehler in einem sehr merklichen Grad, und zogen ihm Berke, Mozart, ia selbst ihren Organisten an der neuen Kirche Namens Seppe, (einen, in der That sehr delikaten und angenehmen Spieler) in Ansehung der Feinhen und des Ausdruks im Spiel weit vor. Seppe verdiente in der That bekannter zu sein, als er ist. Er hat mir selbst gesagt, daß er sich zu der Zeit, als die Wurtemberger Kapelle in threm höchsten Glanz war, zu Ludwigsburg unter Jomelli gebildet habe.

Er hat vor sein Instrument einen Silbermannischen bekielten Flugel mit 2 Klavieren und einem Forte piano Pedal; -- Sonaten und ein Menuet mit Variazionen gesezt, die gestochen und allgemein bekannt zu sein verdienten. Sie sind ohngefähr im Schobertschen Geschmak, sehr brillant gesezt, und das Pedal thut dabei eine herrliche Wirkung.

In den Variazionen kommen ganze Paffagen vor das Pedal allein fur, die Heppe mit der größten Geschwindigkeit und Genauigkeit heraustralt, und dte mit den übrigen treflich kontrastirten.

Auch einen braven Schüler von ihm hörte ich eine dieser Sonaten in seines Lehrmeisters Geschmak sehr gut und richtig spielen. Dieser Schuler ist ein Sohn Herrn Silbermanns, der unter der Anleitung seines Vaters auch als Instrumentena macher schon große Schritte gemacht hat.

Des würdigen Regierungsraths Subers, den sie als schönen Geist und Dichter langst kennen, und den ich in Tübingen hörte; darf ich nicht vergessen. Er sang die auserlesensten Arien mit unendlich viel Ausdruk und Geschmak.

Auch zwei brave, reisende Virtuosen lernte ich kennen: nemlich die Herren Polak und Seuer, -(Hauser) der erstere ist ein gebohrner Böhm, der zweite ein Schwab, und, wie er versichert, am Wallersteinschen Hof engagirt. Beide haben schon große Reisen gemacht; der erstere besonders durch Frankreich, der leztere durch Italien. Sie haben das Horn ganz in ihrer Gewalt, und sind sehr gut an einander gewöhnt!

Man muß sie besonders hören, wenn sie Duetten ohne Instrumentalbes gleitung blajen. Polaks Stärke bestchet besonders im angenehmen Vortrag, im Singenden, und in einem guten Piano; Heuser zeichnet sich durch eine voltonende Tiefe und Fertigkeit aus.

Beide studieren jezt darauf, tiefe Bastone auf dem Horn herauszubringen, und es ist ihnen schon ziemlich geglukt! Drese Tone schwebend gehalten, wie ich sie von ihnen in einem doppelt Konzert hörte, sind von auserordentlicher Wirkung." Musikalische Real-Zeitung: für das Jahr ..., Heinrich Philipp Boßler, 19/08/1789, p. 257

Pantaleon.

"Mir ist aus Strasburg ein gedrucktes Blatt zugeschickt worden, welches Nachricht von Hrn. Silbermann giebt, und dasjenige verbessert und ergänzet, was ich S. 506 gemeldet habe. Der Verfasser der Local Geschichte von Strasburg, deren erster Theil 1775 gedruckt worden, deren anderer Theil aber noch ungedruckt vorhanden ist, heißt Johann Andreas Silbermann. Er war 1712 gebohren und ist den 11 Februar, wie ich vermuthe, 1782 (denn das Blatt giebt die Jahrzahl nicht an) gestorben.

Er war ein weit berühmter Orgelbauer, der ungefähr 50 Orgelwerke in Elsaß und in den umliegenden Ländern, gebauet hat. Besonders zeichnen sich zwey aus, davon eins zu Strasburg in der Predigerkirche, das andere in der Abtey St. Blasti auf dem Schwarze walde befindlich ist.

Er hat verschiedene nüßliche Samlungen zur Geschichte seiner, Vaterstadt, auch eine Samlung Strasburgischer Münzen, nebst ihrer Beschreibung, die des Drucks werth wäre, hinterlassen.

Aber der Verfertiger des Pantaleons ist der jüngere Bruder dieses Joh. Andreas und heißt Johann Heinrich Silbermann. Dieser ist wegen seiner vortreflichen Clavier-Instrumente sehr berühmt, als welche er theils selbst erfunden, theils verbessert hat. Zu den vornehmsten gehören: 1) ein grosser 16 Fuß Ton klingender Flügel. 2) Ein forte piano en pédales. 3) Ein forté piano manuel." Beyträge zur Geschichte der Erfindungen, 1788, p. 561