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SCHWAB Wilhelm
Pesth (now Budapest)

1840

Patent of 1840 : "Bericht der besonderen Commission zur Prüfung des von W. Schwab in Pesth erfundenen Pianoforte mit Federsaiten.

Von Herrn J. B. Streicher, k. k. Hof-Clavier-Instrumentenmacher.

(Vorgetragen in Monatversammlung am 5. October 1840.)

Manche Mitglieder dieser verehrten Versammlung dürften sich noch eines Pianoforte erinnern, welches in der letzten Gewerbs-Producten-Ausstellung (1839) durch seine eigenthümliche Besaitung die Aufmerksamkeit des musikalischen Publikums im hohen Grade erregte.

Nach Angabe des Erfinders, Herrn Schwab aus Pesth, sollte dieses Pianoforte den Einflüssen des Temperatur-Wechsels auf die Stimmung nicht unterworfen seyn.

Allerdings eine höchst schätzbare Eigenschaft, nicht nur auf dem Lande, wo man keine Stimmer haben kann, sondern auch in der Stadt, wo man sich oft leichter entschließt, ein Clavier zu kaufen, als es stimmen zu lassen.

Die Haltbarkeit der Stimmung wollte Schwab sowohl durch Anhangfedern, an welche er die Saiten befestigte, als auch durch schlangenförmige Einbiegungen, welche erden Saiten gegeben, erreicht haben.

Die, dnrch die neue Form erlangte Verkürzung der Saiten und Mensur erlaubten dem Erfinder, sein Instrument minder lang zu machen, und dadurch einen Vortheil zu erlangen, welcher alle Anerkennung verdient, so lange er nicht auf Kosten des Tones erreicht wird.

Die Bestrebungen des Herrn Schwab fanden ihre Wür digung in der Zuerkennung der bronzenen Medaille, und ohne Zweifel wäre dem Erfinder eine höhere Auszeichnung zu Theil geworden, wenn die angebliche Unverstimmbarkeit des Instrumentes sich schon durch die Erfahrung oder nähere Proben bewährt gefunden hätte.

Eine solche Ueberzeugung zu erlangen, mochte es Herrn Schwab sehr wünschenswerth machen, seine Erfindung
genauer geprüft zu sehen, als es bei einer Commisfion, welche an einem Vormittage 45 Pianoforte zu untersuchen hatte, möglicher Weise der Fall seyn konnte.

Er wendete sich daher an den n. ö. Gewerb-Verein mit dem Ansuchen, seine Erfindung einer gründlichen Untersuchung unterziehen zu wollen.

Der Verein, stets bereit, jeder Bestrebung des Gewerbsfleißes seine besondere Aufmerksamkeit zu schenken, kam dem Wunsche des Bittstellers gern entgegen und stellte die näheren Bestimmungen, wie die Untersuchung vorzunehmen sei, dem Ver waltungsrathe anheim.

Dieser beschloß, vorerst eine Commission aus Clavier-Instrumentenmachern zu ernennen, welche bestimmen sollte, auf welche verläßliche, von allen Trugschlüsse» freie und schnelle Art die von Herrn Schwab näher anzugebenden Vorzüge zu prüfen seien.

Diese Commission fand am 17. September I. J. in den Vereins- Lokalitäten Statt.

Gegenwärtig waren als Commissions-Glieder die Herren : Knam, Vorsteher der bürgerlichen Clavier-Instrumentenmacher; Conrad Graf, Hof-Clavier-Instrumentenmacher; Hoxa, Ries und ich, so wie endlich Herr Schwab selbst.

Nachdem Herr Schwab aufgefordert worden, die eigenthümlichen Vorzüge seines Pianoforte mitzutheilen, gab er alt das Wesentlichste seiner Erfindung die Form seiner Saiten an, durch deren schlangenförmige Einbiegungen er nachstehende Vortheile erlangt zu haben überzeugt wäre.

Erstens : bilde jede Einbiegung der Saite eine Feder, durch deren große Zahl eine Masse von Elasticität entwickelt würde, welche die Stimmhaltung außerordentlich steigere.

Zweitens : seien solche Federsaiten der Fortpflanzung des Tones ungemein förderlich, indem die Wellenform der Saiten an sich schon den Gesetzen der Schallverbreitung entspräche, und folglich solche Halten weit besser, als im gestreckten Zustande, klängen.

Drittens : habe der Erfinder die hinter dem großen Stege befindliche sogenannte Nachsaite gänzlich vermieden und durch einen schlangenförmig gebogenen Messingdraht erseht, an welchem die eigentliche Saite angehängt sei und bei etwaigem Nachlassen durch TemperaturWechsel oder starke Schläge wieder in die gehörige Spannung gezogen werde.

Viertens : sei durch die Schlangenform das in sich Falschklingen einzelner Saiten gänzlich gehoben, und :

Fünftens : der Kasten dadurch bedeutend verkürzt.

A!s Vorzüge seines Mechanismus führte Herr Schwab eine Art halber Auslösung an, welche gleich dem Erard'schen
Demi.-échappement erlaube, eine Taste, ohne sie völlig zurückfallen lassen zu müssen, wiederholt anschlagen zu können, wodurch der Dämpfer bei halbem Anschlage stets in der Höhe bleibe, die Saite in fortwährender Vibration erhalten werden könne, und es somit dem Pianisten möglich werde, mittelst der Taste denselben Effect auf dem Pianoforte hervorzubringen, den ein Violinspieler durch den Bogen auf der Geige hervorzubringen vermöge.

Endlich erwähnte Herr Schwab noch zweier Vorrich. tungen, durch deren eine die Hämmer bei dem Herausziehen der Tastatur vor dem Abbrechen geschützt werden, und deren an. dere das Ausspringen der Hämmer aus den Kapseln unmöglich machen soll.

Auf die an Herrn Schwab gestellte Frage :

»Ob er die Stimmhaltung seines Pianoforte gegen Temperatur-Wechsel oder starkes Schlagen wirklich unempfindlich halte?« entgegnete Herr Schwab: daß er dieses nicht behaupten wollte; indessen seine Federsaiten unter gleichen Verhältnissen jedenfalls fünfmal länger, als gestreckte Saiten, Stimmung halten würden.

Die Commission zog sich nach diesen erhaltenen Angaben zurück und erklärte sich nach kurzer Berathung einverstanden, mir einige Versuche zu überlassen, deren Resultate ich bei ein« nächsten Commission in deren Gegenwart erproben sollte.

Die vorgeschlagenen Versuche waren: »Auf einem Corpus-Modclle eine Schwab'sche Federsaite (jedoch ohne Anhängfeder) und daneben eine gleich dicke gestreckte Saite nach gewöhnlicher Mensur auf gleiche Tonhöhe zu spannen.
Von diesen Saiten würde jene, welche unter gleich starken Schlägen im Tone höher geblieben, als die haltbarere anzunehmen seyn. BeideTaiten wären zugleich rücksichtlich ihres Klanges zu vergleichen.«

»Sollte es sich zeigen, daß die Federsaiten im Tone, od« Haltbarkeit, oder auch in beiden Beziehungen zugleich im Vortheil blieben, so müßte, um zu ermitteln, ob dieser Vorzuz wirklich in der Form der Federsaiten und nicht in deren wenigerer Spannung liege, neben der Federsaite eine gestreckte, gleich dicke und gleich gespannte Saite aufgezogen werden. Bliebe die Federsaite im Vergleiche der Ton-Qualität und der Haltbarkeit wieder im Vortheile, dann erst wäre es erwiesen, daß die Federform Vorzüge habe, welche man mit geraden Alten nicht erreichen könne.«

»Die Wirkung der Anhängfedern zu erproben, wurde ei für hinreichend gehalten, zwei gleich dicke Saiten nach gleich« Mensur, die eine wie gewöhnlich, die andere an die Anhängfeder gehängt, aufzuziehen und wieder durch Schläge zu prüfen, welche Saite rücksichtlich der größeren Tonhöhe im Vortheil bliebe.«

Ich begab mich nun nach dieser Verabredung des anderen Tages zu Herrn Schwab, um ihm zu erklären, wie die Prüfung seiner Saiten vorgenommen werden sollte, und ihn zu ersuchen, mir einige Original-Saiten zu diesem Zwecke zu übergeben.

Obwohl er mir selbe Anfangs zusagte, so besann er sich spätu eincs Anderen, und erklärte sowohl mir mündlich, als dem Vereine schriftlich, daß er seine Saiten auf eine solche Art nicht untersuchen lassen wolle, und ihm die Anerkennung, welche ib» Herr Carl Maria von Boklet schriftlich, und Herr Ritter von Seynfried in der Theaterzeitung gegeben, dermalen genüge. — Somit wäre dieser Gegenstand als erledigt zu betrachten." Verhandlungen des niederösterreichischen Gewrb-Vereins, 1840, p. 7-10


1853

Patent of 1853 : "Wilhelm und Heinrich Schwab, Instrumentenmacher in Pesth, Verbesserungen im Baue der Fortepianos.

Eine von diesen Verbesserungen besteht in der Anwendung von Schlangenförmig gewundenen Claviersaiten. Zur Herstellung derselben wird der Draht feder hart gezogen und die gewöhnliche Mensurdicke beibe halten.

Ferner werden in einer 1 Zoll breiten höl zernen oder metallenen Leiste in der Richtung einer geraden Linie Löcher gebohrt, welche so stark sind, als die zu krümmende Saite und die gleiche Dicke der Saiten zu ihrer gegenseitigen Entfernung haben. Aus demselben Drahte werden zolllange Stifte verfertigt und in die Löcher eingesteckt.

Um mit dieser Vorrich tung dem Drahte wellenförmige Biegungen zu geben, nimmt man alle Stifte bis auf zwei heraus, legt die Saite zwischen diesen ein, biegt sie etwas um den zweiten Stift, setzt nun den dritten ein, biegt die Saite um diesen etwas zurück, worauf das wechselsweise Umbiegen des Drahtes und Einsetzen der Stifte nach der ganzen Länge der Saite in der Art forgesetzt wird, daß die letztere immer einen Stift rechts und einen links läßt.

Auch die statt den sonst üblichen Nach saiten hinter dem großen Stege angewendeten neuen schlangenförmigen Anhängfedern werden auf gleiche Art verfertigt.

Eine andere Verbesserung bezieht sich auf einen neuen Auszug der Claviatur. Dieser geschieht mittelst zweier Handhaben, welche an dem vorn unter der Claviatur laufenden Schluß- oder Vorsatzbrete angebracht sind.

Nach geschehenem Auszuge senkt sich die Claviatur um eine halbe Linie tiefer, damit sie nicht bei'm Spiele zurückweichen könne; bei dem Hineinschieben aber wird sie aus der Einsenkung gehoben, und somit ist der Auszug vollendet.

Das Abbrechen der Hämmer wird durch eine neue Vorrichtung verhindert, nämlich durch einen über den Hammerstielen und den sogenannten Abhebern nach der ganzen Länge der Claviatur laufenden Schutzdraht, der an jedem Ende unter einem Winkel abgebogen ist.

Diese Winkel dienen zugleich als Hebel und werden durch einen Vorsprung an den sogenannten Steigkeilen im Spielzustande in die Höhe gehalten, damit der Hammer ungehindert anschlagen könne. Bei den Her ausnehmen der Claviatur aber fällt die Leiste sammt derselben abwärts und drückt die etwa zurückgebliebe nen Hämmer nieder, wodurch dem Abbrechen der letztern vorgebeugt ist.

Mittelst einer andern neuerfundenen Vorrichtung wird das Ausspringen der Hämmer aus den Kapseln verhindert, nämlich mittelst eines durch den Hammer stiel ⅛ Zoll über den sogenannten Kern gesteckten schwachen Drahtes, welcher auf beiden Seiten in einem Winkel abgebogen ist, so daß keine Reibung an der Kapsel Statt findet.

Soll die Kapsel geschlossen sein, so müssen die abgebogenen Winkel nach unten gestellt werden, wogegen sie bei dem Herausnehmen den Häm mer aus der Kapsel nach aufwärts zu richten sind.

Durch die schlangenartig gekrümmten Saiten und Anhängfedern wird die Stimmhaltung um 11 bis 12 Procent erhöht, der Ton wird klangreicher und der Kasten kann um 18 bis 20 Zoll verkürzt werden. (Oesterr. Patentbeschreibungen, Bd. V.)" Zeitschrift für Orgel-, Clavier- und Flügelbau: sowie für d ..., 1853, p. 56-57

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