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BLÜTHNER
in
Leipzig

1878

Julius BLÜTHNER
(1824 - 1910)

"Dagegen hob sich Deutschland von diesem steifen und eckigen Hintergrunde als ein Bild der Intelligenz vortheilhaft ab. Vor allen glänzte der symmetrische Flügel von Julius Blüthner aus Leipzig mit feiner Schnitzarbeit von Schneider ebendaher.

Das Instrument war auf der ganzen Ausstellung das einzige in dieser Form und erwarb sich die hohe Anerkennung der Sachverständigen. Unter den europäischen Fabrikaten nehmen diejenigen Blüthner's unbestreitbar einen sehr hohen Rang ein, und wäre Norddeutschland durch einen Juror vertreten gewesen, so würde ihm sicherlich die goldene Medaille zuerkannt worden sein; denn dass dieselbe Streicher in Wien für Deutschland allein erhielt, scheint uns sehr natürlich zu sein, weil Oesterreich durch den Juror Herrn Professor Dr. Eduard Hanslick vertreten war, dessen im Jahre 1862 von ihm selbst niedergeschriebener Grundsatz wie bereits bemerkt dahin lautet: „Die Unbefangenheit der Richter setzen wir (bei internationalen Ausstellungen) vollständig voraus, wenngleich Niemandem unbekannt ist, wie jeder Juror vor Allem seiner eigenen Nation die grösste mögliche Zahl von Medaillen durchzusetzen trachtet und dadurch ein System gegenseitiger, mehr die Herkunft als die Güte betonenden Concessionen ins Leben ruft".

Wo also ein Juror fehlte, konnte natürlich auch in dieser Beziehung nichts erreicht werden, und wir bewundern immerhin, dass Julius Blüthner die silberne Medaille erhielt, welcher wir in diesem Falle getrost eine Stelle neben der goldenen einräumen möchten. Blüthner's Streben ist stets ein eifriges und mit Erfolg gekröntes gewesen.

Geboren am 11. März 1824 zu Falkenhein bei Zeitz, erlernte er nach beendeter Schulzeit das Tischlerhandwerk bei dem in letztgenannter Stadt sehr angesehenen Meister Denk und wurde von diesem wie der eigene Sohn behandelt. Die Vorliebe zum Pianofortebau nahm schon in seinem 16ten Jahre so überhand, dass er emsig darnach trachtete, bei Hölling in Zeitz dieses Fach zu erlernen, womit er denn auch, 171/2 Jahre alt, beginnen konnte.

Nach absolvirter Lehrzeit, in welcher er sich die Liebe und Achtung seines Principals erworben hatte, besuchte er zum Zwecke weiterer Ausbildung verschiedene Fabriken Deutschlands und gründete alsdann im Jahre 1853 seine eigene Fabrik, in welcher er Anfangs nur drei Arbeiter beschäftigte. Bald erregten seine Instrumente die Aufmerksamkeit der Kenner und Pianisten, da sich ihr Ton vortheilhaft vor dem der Instrumente älterer Firmen auszeichnete.

Nachdem Blüthner seine treffliche Repetitionsmechanik im Jahre 1856 eingeführt und auf dieselbe ein Patent genommen hatte, bedienten sich auch die namhaftesten Pianisten seiner Instrumente und als die neudeutsche Schule im Jahre 1859 eine Tonkünstlerversammlung in Leipzig arrangirte, errangen zwei prächtige Flügel aus seiner Fabrik unter den Händen Alfred Jaell's und Moscheles' einen durchschlagenden Erfolg.

Blüthner's Versuche, dem Resonanzboden eine erhöhte Spannung zu geben, die Berippung nach den Principien der besten akustischen Forschungen einzurichten, glückten überraschend, die durch jene einfache, ihm patentirte Repetitionsmechanik erlangte Spielart veranlasste die Künstler, seine Instrumente immer mehr in Concerten zu gebrauchen, und demzufolge wuchs das Interesse des Publicums für die Blüthner'schen Fabrikate so, dass 1863 ein zweites Fabrikgebäude zu dem bereits vorhandenen aufgeführt werden musste, dessen Anlage äusserst zweckmässig ist und vielleicht den Vergleich mit jeder anderen deutschen Fabrik aushält. Am 15. März 1863 lud er die Leipziger Kunstnotabilitäten zur Prüfung eines neuen Instrumentes in seinen Salon ein, welche daselbst einen Flügel mit auf beiden Seiten geschweiften Wänden vorfanden, so dass sich derselbe also mit jeder Seite an eine Zimmerwand stellen liess.

Das übersaitige System, die richtig gewählte Hammeranschlagsstelle, der elastische Resonanzboden, die Dauerhaftigkeit des Mechanismus verschafften diesen Instrumenten bald einen bedeutenden Ruf, welcher durch Erwerbung mehrerer erster Preise auf einheimischen Ausstellungen noch erhöht wurde. In allerletzter Zeit, durch den Besuch der Pariser Weltausstellung angeregt, ist Herrn Blüthner wiederum eine Verbesserung am Resonanzboden geglückt, deren Veröffentlichung uns jedoch nicht zusteht.

Ein nach diesem System erbauter, zur Meininger „neudeutschen" Tonkünstler-Versammlung verwendeter Flügel in symmetrischer Form hat allseitiges Interesse hervorgerufen und wir selbst glauben nach genauer Prüfung versichern zu können, dass die Fabrikate anderer deutscher oder französischer Firmen schwerlich einen Vergleich aushalten würden, wenn man Piano gegen Piano aufstellen wollte.

Gegenwärtig beschäftigt Blüthner's Fabrik 112 Arbeiter; da aber das Etablissement fort und fort mehr Boden im Publicum gewinnt, so dürfte sich bald die Erweiterung desselben als Nothwendigkeit herausstellen, die auch für künftiges Jahr in's Auge gefasst worden ist.

Die Form seiner symmetrischen Concertflügel erkennen wir in beistehender Figur. Den erwähnten symmetrischen Flügel auf der Pariser Weltausstellung zieren noch die Bildnisse mehrerer berühmter Meister, und in französischen wie deutschen Fachjournalen sind demselben die lobendsten Anerkennungen zu Theil geworden." Geschichte des Claviers vom Ursprunge bis zu dem modernsten Formen dieses ..., 1868, p. 200-202

1894

Daheim: ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen, 1894, p. 408-409

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