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ASCHERBERG
in
"Zur Abwehr. - Herr Moritz Gehring, frülier Hotelbesitzer in Königsberg i. Pr., hat in seiner neuen Eigenschaft als Musikreferent ciner kürzlich begründeten Wiener Musikzeitung den für Concertzwecke von mir gepachteten hiesigen Börsensaal und meine in demselben gespielten Claviere in sichtlich gehässiger Weise angegriffen. Als Erwiderung hierauf diene zunächst folgendes Schriftstück : Der öffentliche Anstand gebietet, dass die Unterzeichneten energisch Verwahrung einlegen gegen das Gebahren eines Unberufenen, welches, bei der Absicht, die Hof-Pianofortefabrik des Herrn Emil Ascherberg zu discreditiren, sich auch gegen die hiesige Kritik richtet. So verschieden die Unterzeichneten, je pach ihrer individuellen Anschauung, über die vielen hier gespielten Concertflügel obiger Fabrik geurtheilt haben, so unzweifelhaft sind sie darin einer Meinung, dass diese sämmtlichen Instrumente durch ihre Qualität die grosse Tüchtigkeit der jungen Firma bezeugt baben. Herr Ascherberg hat durch die Einrichtung des akustisch völlig befriedigenden, behaglich und nobel ausgestatteten Börsensaales zu Concertzwecken, sowie durch die event. unentgeltliche Ueberlassung desselben sich um das Dresdner Kunstleben sehr verdient gemacht. Bei den Kammermusik-Soiréen sind mehrfach gar keine, bei anderen Gelegenheiten auch Flügel einer auswärtigen Fabrik (Bechstein) gespielt worden; es bat somit weniger Zwang in der Wahl der Claviere gewaltet, als in anderen Städten, wo es die betreffenden Pianofortefabrikanten als ganz selbstverständlich erachten, dass ihr eignes Fabrikat ausschliesslich in ihren Sälen vorgeführt wird, z. B. Paris (Pleyl [sic], Erard, Herz); Wien (Bösendorfer); New-York (Steinway); Leipzig (Blüthner) etc. etc. Dies als sachliche Antwort auf die gehässigen Angriffe, welchen zweifellos die Absicht unterliegt, die Meinungen im Publicum irre zu führen. Dresden, 18. November 1879. C. Banck, Adolf Blassmann, Musik-Referen' des Dresdner Journals. Musik Referent der Dresdner Zeitung. Ferd. Gleich, Ludwig Hartmann, Musik-Referent d. Dresdner Anzeigers. Musik-Referent d. Dresdner Nachrichten. Ernst Schuch, F. Wüllner, Königl. Hofcapellmeister. Königl. Hofcapellmeister. Der Gehring'sche Angriff wurde in ganz auffälliger Weise in sämmtlichen hiesigen Zeitungen zum Abdruck gebracht und zwar ist der Aufgeber dieser Annonce ein Herr Rahnefeld, welcher früher in meiner Fabrik als Zusammensetzer conditionirte, nach einigen Wochen wieder entlassen ward und jetzt bei Herrn H. Wolffram, dem hiesigen Vertreter der Hofpianofortefabrikanten Herren Duysen, Kaps etc. beschäftigt ist. Ich lasse dabingestellt, ob Herr Rahnefeld diese überaus kostspieligen Inserate aus eigenen Mitteln und eigner Initiative gemacht hat. Dem Abdrucke der Gehring'schen Correspondenz sind zahlreiche anonyme Schmähungen gefolgt. Ich würde es unter meiner Würde halten, derselben Erwähnung zu thun, wenn nicht in neuerer Zeit diese Schmäh-Artikel gegen meine Fabricate an viele Claviermagazine, Musikalienhandlungen, Zeitungsredacteure, Pianofortefabrikanten etc. nach allen Himmelsrichtungen per Kreuzband versandt und sogar in auswärtigen Zeitungen mit grossem Kostenaufwand unter ,,Eingesandt zum Abdruck gebracht würden. Verschiedene mir zugegangene Briefe drücken über diese seltsame Praxis, die in der Fremde als eine speciell Dresdnerische Eigenthümlichkeit aufgefasst wird, ihr Erstaunen aus; sie erinnern daran, dass nicht zum ersten Male dieselbe geübt wird, sondern dass schon die Pianofortefabrikanten-Fehde ,,Kaps. Blüthners, die vor einigen Jahren in den Zeitungen ausgefochten ward, denselben Verlauf nahm; die Angriffe gegen Herrn Commerzienrath Blüthner flatterten damals nicht nur über dem Continent, sondern gelangten unter Kreuzband mit dem Poststempei Dresden bis in die Nähe der amerikanischen Hinterwäldler. Zur Charakterisirung meiner Gegner sei unter Anderm noch die Thatsache erwähnt, dass dem Herrn Ignaz Brüll bei seinem Eintritt in das Local des hiesigen Tonkünstlervereins unmittelbar vor der Aufführung eines sehr anstrengenden Programms eine Sammlung der gegen mich gedruckten Feindseligkeiten in einem versiegelten Couvert übergeben ward, offenbar um Herrn Brüll an der Benutzung des von ihm aus meiner Fabrik gewählten Flügels noch im letzten Augenblick zu hindern. Die raffinirte böse Absicht war um so eclatanter, als Herr Brüll nicht etwa eben erst angekommen, sondern schon länger als acht Tage in Dresden verweilte, und seine Adresse bekannt oder im Hoftheater ohne Mühe zu erfalıren war.
Obwohl der Ursprung derartiger Manipulationen für den einigermassen
Eingeweihten leicht zu ersehen ist, so will ich doch den absichtlich
gegen meine Instrumente verbreiteten Verleumdungen dadurch
entgegentreten, dass ich vachstehend einige Urtheile anerkannt
competenter Künstler veröffentliche. Der übereinstimmend
anerkennende Inhalt dieser und vieler andern in meinem Besitz
befindlichen Zuschriften überhebt mich jeder weiteren Abwehr gegen
die angriffslustigen, anonymen Widersacher. Emil Ascherberg,
Pianoforte-Fabrik in Dresden.
Verehrtester Herr ! Erlauben Sie mir, Ihnen meinen schönsten Dank zu
sagen für das ausgezeichnete Instrument, welches mich in jeder
Hinsicht auf das Angenehmste berührt. Ad. Henselt. Dresden, den 14. September 1878. Ich hatte schon früher und jetzt abermals Gelegenheit, die Concertflügel des Herrn Emil Ascherberg zu hören; sowohl was Adel als Grösse des Tones anbelangt, finde ich dieselben ganz vortrefflich und kann somit diese Instrumente den Herren Pianisten zum öffentlichen Vortrag aufs Wärmste empfehlen. Joh. Lauterbach, Königl. sächs, erster Concertmeister.
Ich erfasse gleich heute schon die Gelegenheit, Ihnen für den
wundervollen Flügel, den Sie mir zu meinem Concert nach Breslau
geschickt haben, meine volle Bewunderung auszusprechen! Ich thue das
um so lieber, als dieselbe von dem ganzen anwesenden Publicum und
der Kritik getheilt wurde... Alfred Grünfeld.
"Zur Aufklärung. - Herr Emil Ascherberg hat in No. 2 dieser Zeitschrift einen Aufsatz, überschrieben : ,,Zur Abwehr“, zur Veröffentlichung gebracht, was mich veranlasst, hiermit Folgendes zu erwidern. Nach Ablauf meiner Militärzeit als einjäbr. Freiwilliger trat ich als Ausarbeiter, nicht als Zusammensetzer, in die Fabrik des Herrn Ascherberg, wo ich allerdings nur kurze Zeit thätig war, da Herr Ascherberg wenig fabricirte und 3 Ausarbeiter auf Dauer nicht beschäftigen konnte; ich verliess diese Stellung freiwillig, weil mir eine bessere offerirt war. Die fortwährende Lobhudelei der Recensenten über die in hiesigen Concerten gespielten Ascherberg'schen Flügel veranlasste mich, einen Auszug der unterm 1. Novbr. 1879 in der Neuen Wiener Zeitschrift für Musik erschienenen Kritik über Ascherberg'sche Flügel und Börsensaal aus eigenem Antriebe und auf eigene Kosten in hiesigen Blättern zum Abdruck zu bringen. Herr Ascherberg, früher Weisswaarenhändler, betreibt seit circa 5 Jahren meist den Pianoforte handel, bezieht fertige Flügel und Pianinos von Foerster in Löbau, Selinke & Sponnagel in Liegnitz, Abraham in Berlin, sowie von vielen kleineren Fabriken bier und aus Böhmen zu ganz billigen Preisen. Diese Instrumente versendet Herr Ascherberg unter seiner Firma. Ich selbst war Augenzeuge, dass die Firma des wirklichen Fabrikanten aus Flügeln herausgebrannt und an deren Stelle die Firma ,,Emil Ascherberg, Dresden" eingesetzt wurde. Es ist gewagt, Herrn Ascherberg den Herren Pleyel, Erard, Herz, Steinweg, Blüthner etc. zur Seite zu stellen; derselbe wird nie den Ruf erreichen, den sich genannte Weltfirmen durch eigenes Schaffen gegründet. Herr Ascherberg ist nur Kaufmann, nicht praktisch gebildet, nicht einmal fähig die Spielart seiner Instrumente zu beurtheilen; sein Geschäftsführer, ein gewisser Herr Grosche, welcher seine ehemalige Fabrik Herrn Ascherberg verkaufte, würde, wenn er etwas Hervorragendes geleistet hätte, auf seine eigene Hand haben bestehen können. Die günstigen Atteste und Recensionen, die sich Herr Ascherberg zu verschaffen verstand, benützt derselbe in Australien und sogar hier zur öffentlichen Reclame. Es ist aber sehr fraglich, ob diese Herren Künstler und Recensenten unter den jetzt bekannten Umständen ihre hochangesehenen Namen zu solcher Reclame hergeben würden. Weiteres Material, oft noch delicaterer Natur, steht mir zur Verfügung. Ich will nicht wünschen, dass Herr Ascherberg mich zur Veröffentlichung desselben zwingen sollte. Dresden, Februar 1880. Otto Rahnefeld, Geschäftsführer." Signale für die musikalische Welt, Volume 14, 02/1880, p. 206
"Wie's gemacht wird. I. Dresden, 19. Mai. Ein Reclamenheld, wie er im Buche steht, ist der hiesige Pianoforte, Fabrikant" Herr Emil Ascherberg, bedauerlicher Weise wieder Einer aus dem großen Hause Israel und Co. Vor wenigen Jahren noch Weißwaarenhändler, gilt er heute «in verschiedenen Welttheilen» als einer der renommirtesten Fabrikanten «Deutschlands», dessen Instrumente von den berühmtesten Künstlern mit Vorliebe gespielt und daher den Erzeugnissen Anderer vorgezogen werden. Mehrere der hiesigen Localblätter, in denen er fleißig annoncirt, lassen es niemals außer Acht, in den Referaten über stattgefundene Concerte, zu welchen ein Ascherberg'scher Flügel zugezogen gewesen, den herrlichen Ton und die Klangfülle der aus der Fabrik von Emil Ascherberg hervorgegangenen Flügel anzupreisen und für den Herrn «Fabrikanten» Reclame zu machen.
Er soll eine eminente Fertigkeit besißen, die Herren waarengeschäfts auf der
Schloßstraße sind Juden. Er Tonkünstler in liebenswürdigster Zudringlichkeit
für seine Fabrikate" zu intereffiren und in der That ist es ihm gelungen,
einige empfehlende Atteste von berühmten Künstlern zu erlangen, mit denen
natürlich allenthalben der größte Staat gemacht wird.
Diese Aufklärung ist unseres Wissens volledig ignorirt worden und sind wir nun
neugierig erfahren, welches Schicksal die am 14. d. M. «Hannover'schen
Tageblatt» unter Vermischgebrachte Notiz haben wird, welche an Deutlic
nichts zu wünschen übrig läßt. Wir geben sie wieder :
Die von ihm verkauften Instrumenten stammen aus irgend einer der
unbedeutendsten Fabrik und werden in seiner Behausung vulgo Fabrik mit Firma
versehen, nachdem er die Originalfirma hat fernen lassen. Hierin besteht
seine Fabrikation und kaufende Publikum hat nur die «»beste" Waare.
"Aus dem engeren Vaterlande. - J. Dresden, 24. Mai. Die von uns in der lezten Nummer genügend gekennzeichneten, Fabrikate" des hiesigen Pianoforte -,,Fabrikanten", Herrn Emil Ascherberg, hat der Reichs Commissar, Geheimrath Reuleaux als zu der bevorstehenden internationalen Ausstellung in Australien ungeeignet befunden und zurückgewiesen, während u. A. die Erzeugnisse von Kaps und Rönisch in Dresden und Blüthner in Leipzig angenommen worden sind. Der von Herrn A. beim Reichskanzler eingelegte Recours war erfolglos." Deutsche Reform. Organ der Deutschen Reform-Partei. Hrsg. Adolf Schmidt ..., 29/05/1880, p. 135
"Electric Lighting AT DRESDEN (Saxony). - The pianoforte manufactory of Herr Emil Ascherberg, in Dresden, is lighted by means of the Edison system." The Electrical Journal, Volume 10, 23/12/1882, p. 145
"Im Februar 1883 erregte die Zahlungseinstellung des Coburg-Gothaischen Hof-Pianofortefabrikanten Emil Ascherberg in Dresden grosses Aufsehen! Ueber die Fabrikantenlaufbahn dieses Genies geben die Dresdener Nachrichten v. 24. Febr. 1883 einigen Aufschluss. Als 1875 Ascherberg in der Altmark noch stark in Röcken machte , kaufte sich derselbe in Böhmen zwei Flügel geringer Sorte, liess seinen Namen anbringen und bezahlte die damals sich hier aufhaltenden Herrn Gebr. Thern, damit sie auf besagten Instrumenten im Hôtel de Saxe ein Konzert gäben. Die Billets verschenkte er. Programm stand : Die Konzertflügel sind aus der Fabrik von Emil As cherberg, und Emil muthete sogar einem ehrenwerthen Kritiker zu, in der Auf dem 3 3 Rezension das tonsüsse, tonschöne Fabrikat unseres (wie er sich gern nennen liess) Emils günstig zu besprechen. Der Kritiker weigerte sich es zu thun ; später lobte es ein Anderer. Seine angebliche Erfindung des Tonverlängerungs-Pedals hatte sich Emil gekauft. Das Patent wurde schon nach 2 Jahren aufgehoben, ohne dass Dresden von dieser Katastrophe unterrichtet werden durfte. Etwas später sah man das Gebäude der Dresdener Rathstöchterschule, Langestrasse 33, überall als Ascherberg'sche Hofpianofortefabrik abgebildet und mit grossen Buchstaben als solche bezeichnet. Durch sein unverfrorenes Vorgehen, unterstützt durch die Protektion einer hiesigen andern Firma zwang er die Künstler und Künstlerinnen, seine Flügel öffentlich zu spielen. Eine Zeit lang hatte die Clique solches Oberwasser, dass kein Mensch wagen durfte an dem Genie Ascherbergs zu zweifeln. Wehe, wehe dem, der es wagte. Sydney, Melbourne und Halle lüfteten ein wenig den Zauberschleier und das Publikum lernte schon einblicken in die Machinationen, die fast wie eine Diktatur auf Dresdens Musikwelt lasteten. Eine Zeit lang klagte Ascherberg über starkes Haarausfallen und als Grund gab er sein unablässiges Sinnen bei Tag und bei Nacht an. Nun in Wahrheit hat er wohl unablässig gesonnen, woher er die billigsten und schlechtesten Pianos beziehen könne und dieselben theils hier, theils im Auslande als seine eigenen Meisterwerke verkaufen zu lassen. Ascherberg selbst hat einmal in einer schwachen Stunde einem grossen Leipziger Geschäftsmanne gebeichtet, er wage sich kaum noch unter seinem Namen ein Piano fortzuschicken, denn er verstehe ja nichts davon ! Das Ende dieses Genies ist ja allgemein bekannt ; hoffentlich hat dieser Mann seine theuren, kostbaren Atteste, die er ja einst dem ganz verblüfften Publikum auf Rath seines Protektors öffentlich vorführte, aus dem Schiffbruch gerettet, um mit ungeschwächten Mitteln einen andern Industriezweig zu kultiviren. Das Ergebniss des Konkurses stellte sich auf etwas über 15 %. Das Resultat würde noch kläglicher ausgefallen sein, wenn nicht der Konkursverwalter die Fertigstellung der beim Ausbruch des Konkurses angefangenen Instrumente durchgesetzt hätte. Am Erlös aus der Konkursmasse participirten Forderungen im Betrage von «1,376,339 Mk. » Gleichzeitig mit diesem Konkurse in Dresden, brach auch beim Compagnon und Bruder desselben Eugen Ascherberg in London der Bankerott aus. Nachdem die Sache geordnet, gab Eugen 5 % bei einer Passivmasse von 1,400,000 Mk ! Herr Ascherberg lässt nun wieder von Neuem Flügel und Pianinos in einer andern Fabrik Dresdens unter der Aufsicht seines dortigen Bruders Max Ascherberg anfertigen. Wieviel England und seine Colonien sich Pianos-Marken Ascherberg werden aufhängen lassen, bleibt abzuwarten." Aufsätze über musikalische Tagesfragen, 1885, p. 6-7
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