home Pianoforte-makers in Germany


 

SCHIEDMAYER Julius & Paul
in
Stuttgart

1874

"J. & P. Schiedmayer, Pianofortefabrik. Gegründet von dem Inhabern Julius und Paul Schiedmayer." Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands, Œsterreichs Elsass-Lothringens und der Schweiz, 1874, p. 89

1878

"Schiedmayer, Julius, Stuttgarter Clavierfabrikant, geboren am 17. Febr. 1822 in Stuttgart, gehört einer Familie an, deren Ruf in der Instrumentenbaukunst schon aus dem vorigen Jahrhundert datirt, wo ihr Staminvater Johann David S. zuerst in Erlangen als kurfürstlich Brandenburgischer Hof-Instrumentenmacher, später in Nürnberg eine erfolgreiche Thätigkeit entfaltete.

Drei Jahre nach dessen, im Jahre 1806 erfolgten Tode siedelte sein Sohn Lorenz nach Stuttgart über und etablirte dort eine Clavierfabrik, welche or vermöge seiner künstlerischen Einsicht und seines praktischen Geschickes so zu heben wusste, dass er bald in weitesten Kreisen als eine Autorität in diesem Industriezweige angesehen wurde.

Nach seinem Tode im Jahre 1860 übernahmen seine beiden ältesten Söhne, Adolph und Hermann S., das in jeder Beziehung mit reichen Mitteln ausgestattete und in bestem Rufe stehende Geschäft, in welchem unter der Firma «Schiedmayer & Söhne» der Pianofortebau weiter betrieben wurde, während die beiden jüngeren Söhne, Julius und Paul S., einer Harmoniumfabrik vorstanden, die sie nach gründlichen Studien in Paris und London, ausgestattet mit den dort gemachten Erfahrungen im Jahre 1853 selbst gegründet hatten.

Da sie in den bedeutendsten Werkstätten der genannten Städte selbst thätig gewesen waren und die damals als Muster geltenden Harmoniums von Debain and Alexandre bis in ihre kleinsten Details kennen gelernt hatten, so war es natürlich, dass sie zunächst die Systeme der erwähnten Meister in ihrer Fabrik einführten und genau an deren Modellen festhielten.

Durch ihren rastlosen Fleiss gewannen sie sehr bald Boden und wussten dem Harmonium, welches bis dahin seines schwächlichen Toucharakters wegen nur wenige Freunde in Deutschland zählte, binnen kurzem eine weite Verbreitung zu schaffen; nun aber begannen sie auch, in richtiger Erkenntniss der dem französischen System anhaftenden Mängel, die Beseitigung derselben in Angriff zu nehmen, und zwar richteten sie ihr Augenmerk zuerst auf die Herstellung eines edlen, vollen Diskantes, welchen sie durch das Vitklingen der höheren Octave nach dem Prinzip der Orgelmixtur zu verstärken suchte.

Dies Verfahren führte nicht zum Ziel und brachte noch ausserdem den Tebelstand mit sich, dass dem auf fünf Octaven eingerichteten Instrumente cine Octave entzogen werden musste. Dagegen hatte eine, nach der Idee des Ingenieurs William Dawes in Leeds von den Gebrüdern S. construirte neue Mechanik vollständigon Erfolg; durch sie wurde es möglich, dem Harmonium ein weiteres Register, » Melodicu genannt, bestehend in einer dem Acht-Fuss-Ton entsprechenden Zungenreihe von fünf Octaven beizufügen, die im Diskant den höchsten und im Bass den tietsten Ton zur Anwendung kommen lässt und die übrigen stumin macht.

Mit Beiziehung eines oder mehrerer Register erhält der obere und untere Ton doppelte Kraft und es wird dadurch das Hervortreten der Melodie und deren Deutlichkeit im Diskant wie im Bass bei überraschender Tragweite des Klanges vollkommen erreicht. Ermuthigt durch die glänzenden Resultate auf dem Gebiete der Harmonium-Fabrikation begannen die letztgenannten Gebrüder S. im Jahre 1860 auch dem Pianofortebau ihre Thätigkeit zu widmen.

Dieselbe erwies sich hier nicht minder erfolgreich wie dort; insbesondere war es die Einführung des Amerikanischen, von Theodor Steinway in New York erfundenen Systems der kreuzweisen Saitenlage, sowie des Miterklingens der Obertöne durch genaues Einstimmen der jenseits des Steges liegenden kürzeren, nicht eigentlich zum Ertönen bestimmten Saitentheile, wodurch ein wesentlicher Fortschritt iin Pianofortebau Süddeutschlands bewirkt wurde.

Während der Zeit ihres Bestehens hat es den beiden genannten Firmen an öffentlichen Auszeichnungen nicht gefehlt. Schon auf der im Jahre 1854 in München stattgehabten vereinigten deutschen Ausstellung wurde der Firma J. & P. Schiedmayer die höchste Auszeichnung, die grosse Denkmünze, zuerkannt, 1855 in Paris die Preismedaille, 1856 in Wiirtemberg die grosse goldne Medaille für Kunst und Wissenschaft, 1857 die Würtembergische Fortschrittsmedaille.

In Anbetracht der ausserordentlichen Leistungen dieser Firma und der ihnen gewordenen Anerkennung wurde ihr Senior, Julius S., zum Preisrichter für die Londoner Weltausstellung von 1862 ernannt, in welcher Eigenschaft er auch 1864 in Stettin, 1867 in Paris, 1873 in Wien und 1876 in Philadelphia funktionirte.

Der König von Würtemberg verlieh ihm 1862 den Friedrichsorden erster Classe und 1874 den Commerzienrath-Titel, der Kaiser von Oesterreich 1867 den Franz-Joseph-Orden und 1873 den Ritterorden der eisernen Krone. Ausserdem wurden ihm mit seinem Bruder gemeinschaftlich bei der süddeutschen Ausstellung in Ulm die grosse goldene Fortschrittsmeduille mit goldenem Lorbeerkranz und 1870 in Cassel das Ehrendiplom zu Theil.

Die von ihm gegründete Fabrik beschäftigte 1874 etwa 270 Arbeiter (von denen 60 ausserhalb Stuttgarts) unter Benutzung einer Dampfmaschine von zehn Pferdekraft; die im Laufe des Jahres fertig gestellten circa 1500 Instrumente finden ihren Absatz nicht nur in Deutschland, sondern gehen auch in grosser Anzahl nach ausserdeutschen, vorwiegend nach ransatlantischen Plätzen." Musikalisches Conversations-Lexikon, 1878, p. 105

1893

"In South Germany the instruments made by J. L. Schiedmayer and Söhne of Stuttgart have won a well-earned and wide reputation, being distinguished by excellent workmanship, a fine tone, and facile touch." A History of Pianoforte-playing and Pianoforte-literature, 1893, p. 277

For references see page
alfabetic S


 © Copyright all rights reserved